Zum artgerechten Terrarium gehört selbstverständlich auch die Beleuchtung, die von verschiedenen Lampen gesichert wird. In den letzten Jahrzehnten hat sich in diesem Bereich sehr viel getan, so dass die Imitation naturähnlicher Lichtverhältnisse zunehmend einfacher wird. Dieser Artikel soll eine grobe Übersicht über die verschiedenen Möglichkeiten, ein Chamäleonterrarium zu beleuchten, geben.
Inhaltsverzeichnis
Grundsätzliches zur Beleuchtung
Vor der Zusammenstellung eines Setups zur Beleuchtung steht die Überlegung, welche Ziele man mit den eingesetzten Lampen erreichen will. Bei Chamäleonterrarien geht es vor allem darum, ausreichend Helligkeit zu schaffen, damit das Tier sich wohlfühlt und der natürliche Lebensraum möglichst gut imitiert wird. Ein zweiter, ebenso wichtiger Zweck ist das Aufwärmen des Chamäleons, da sein Stoffwechsel wie bei allen wechselwarmen Tieren sonst nicht richtig funktionieren kann. Und ein dritter, ebenfalls ebenbürtiger Punkt ist die Versorgung mit lebenswichtiger UV-B-Strahlung, um Vitamin D bilden zu können. Der UV-B-Strahlung ist hier ein eigener Artikel gewidmet. Zusätzlich soll das Licht den Pflanzen im Terrarium zum Wachstum genügen. Gut wäre außerdem, wenn das verwendete Licht dem Farbsehen des Chamäleons entgegen kommt, denn es sieht – anders als wir Menschen – unter anderem auch im UV-A-Bereich. Deshalb sind zum Beispiel die Farbtemperatur (Kelvin) und der Farbwiedergabewert (Ra) für die Beurteilung der Eignung einer Lampe für Chamäleonterrarien völlig ungeeignet. Sie orientieren sich am menschlichen Sehen. Aber was wir als Menschen für hell und schön empfinden, ist es für das Chamäleon noch lange nicht.
Wem eine grobe Übersicht nicht reicht, dem sei an dieser Stelle schonmal der letzte Abschnitt dieses Artikels mit weiterführender Lektüre empfohlen.
Metalldampflampen
Diese Lampen kennt man in der Terraristik unter der Abkürzung HQI (Osram nennt sie so). Sie benötigen ein Vorschaltgerät und funktionieren als Gasentladungslampen, in denen Metallatome von Elektronen angeregt werden und dabei Energie in Form von Licht abgeben. HQIs sind im Betrieb kostengünstig und erreichen dabei eine hohe Helligkeit, die mit bis zu 100.000 Lux sogar naturähnlich ist (ein sonniger Tag hat etwa die gleiche Luxzahl). Sie sind daher gut geeignet für die Grundausleuchtung von Chamäleonterrarien.
Seit über zehn Jahren gibt es HQIs, die zusätzlich auch UV-B abgeben und damit natürlich noch interessanter werden, da sie gleich alle für ein Chamäleon benötigten Bereiche gut abdecken: Helligkeit, Wärme und UV-B-Strahlung. Zu diesen Lampen zählen die von Chamäleonhaltern häufig genutzten Bright Sun von Lucky Reptile, die Solar Raptor von Econlux und die MD-Lampen von Reptiles Expert. Welcher UV-Index für welche Chamäleon-Art Madagaskars maximal zur Verfügung stehen sollte, lässt sich aus den von uns gemessenen Tagesprofilen der verschiedenen Regionen im Bereich Arten & Habitatsdaten ablesen. Eine vereinfachte Darstellung zum richtigen UV-Index für madagassische Chamäleonarten bieten die von uns hier vorgeschlagenen modifizierten Ferguson Zonen.
Natürlich gibt es aber keine Lampe, die nicht auch Nachteile hätte. Bei den Metalldampflampen mit UV-B-Anteil ist die Strahlung oft so stark gebündelt, dass sie im Zentralstrahl der Lampe Verbrennungen verursachen kann. Besser sind Lampen, bei denen die Strahlung weniger gebündelt, sondern etwas gleichmäßiger verteilt wird (meist als „flood“-Variante im Handel). Für den Hausgebrauch: Hält man die Lampe über ein weißes Blatt Papier, sollte sich der Lichtkegel gleichmäßig verteilen und nicht mittig einen extrem hellen Punkt aufweisen.
UV-Metalldampflampen müssen stets in einem Sicherheitsabstand aufgehängt und exakt mit dem Solarmeter 6.5 ausgemessen werden – mehr dazu hier. Dazu kommt eine geringere Lebensdauer im Gegensatz zu herkömmlichen HQIs (letzter hielten oft über Jahre). Ebenfalls wichtig: HQIs müssen stets gute zehn Minuten abkühlen, nachdem sie ausgeschaltet wurden. In dieser Zeit können sie nicht neu zünden, gehen also erstmal nicht an, auch wenn wieder Strom fließt. Genauso benötigen HQIs ein paar Minuten, um „hochzubrennen“, also ihre volle Funktion zu entfalten.
Quecksilberdampflampen
Bei Quecksilberdampflampen (bei Osram werden sie HQL genannt) handelt es sich um Hochdruckentladungslampen, in der es bei Anlegen einer Stromspannung zu einer Gasentladung mit Lichtentwicklung kommt. Quecksilberdampflampen benötigen stets ein Vorschaltgerät. HQL wurden früher viel in der Haltung von Chamäleons eingesetzt, wurden jedoch mit der Entwicklung der UV-Metalldampflampen und Mischlichtlampen zunehmend verdrängt. Sie geben relativ wenig sichtbares Licht ab, sorgen jedoch für einen guten UV-A-Anteil am Licht im Terrarium.
Mischlichtlampen
Mischlichtlampen (bei Osram HWL genannt) sind, wie der Name es schon verrät, eine Mischung aus zwei Lampen: Der Glühbirne und der Quecksilberdampfhochdrucklampe. Sie geben damit helles Licht, UV-A und gleichzeitig Wärme ab. Nachteile von Mischlichtlampen sind der verhältnismäßig hohe Stromverbrauch im Vergleich zum abgegebenen Licht, das ungleichmäßige Spektrum und ein stetiges Flackern. Letzteres ist für Chamäleons mit ihren hoch entwickelten Augen sehr wahrscheinlich gut sichtbar. Sucht man eine Lampe, die den ganzen Tag über dem Terrarium brennen soll, sind Metalldampflampen und Leuchtstoffröhren effizienter als Mischlichtlampen.
Bei den zunehmend im Handel angebotenen UV-Mischlichtlampen besteht nach wie vor das Problem, dass selbst innerhalb einer einzigen Charge starke Schwankungen in der UV-B-Strahlung auftreten. Während manche Lampen von Anfang an gar kein UV-B abgeben, geben andere ausreichend UV-B ab, und wieder andere viel zu viel. Wer die ausreichende UV-B-Bestrahlung seines Chamäleons sicherstellen möchte, kommt nicht umhin, sich ein Solarmeter 6.5 anzuschaffen und die Lampen monatlich nachzumessen. Eine ausführlichere Übersicht über die verschiedenen UV-Mischlichtlampen auf dem Markt gibt diese Seite.
Spezielle Mischlichtlampen: Osram Ultra Vitalux
Osram stellt seit Jahrzehnten eine sehr spezielle Mischlichtlampe her, deren Glas durchlässig für UV ist und die damit zur Versorgung von Chamäleons mit UV-B genutzt werden kann: Die Osram Ultra-Vitalux 300W. Diese Lampe spielt auch heute noch eine wichtige Rolle für die UV-B-Bestrahlung von Chamäleons, daher nimmt sie im entsprechenden Artikel hier einen eigenen Bereich ein.
Leuchtstofflampen
Zusammen mit den Metalldampflampen gehören Leuchtstofflampen zu den effizientesten Möglichkeiten der Terrarienbeleuchtung. Sie leuchten das Chamäleonterrarium flächig und gleichmäßig aus, können das Licht aber nicht mittels Reflektor bündeln. Dabei reicht das Licht nicht besonders stark in die Tiefe, so dass Leuchtstoffröhren als Grundbeleuchtung vor allem für nicht besonders hohe Terrarien in Frage kommen. Leuchtstoffröhren können deshalb als Beleuchtung für den Boden bewohnende Chamäleons wie Brookesia und Palleon verwendet werden.
Die in der Chamäleonhaltung gebräuchlichsten Leuchtstofflampen sind T5- und T8-Röhren. Sie benötigen ein Vorschaltgerät und unterscheiden sich im Durchmesser, Lebensdauer und einigen technischen Details. Die Lichtausbeute einer T8-Röhre mit EVG ist ähnlich der einer T5-Röhre mit EVG. Die heute erhältlichen T5HE (HE steht für high efficiency) sind allerdings wesentlich effizienter, man kann mit dem Umstieg von T8 auf die neueren T5HE also seine Stromkosten senken. Inzwischen gibt es auch Leuchtstoffröhren, die einen gewissen UV-B-Anteil aufweisen, z.B. von Arcadia.
Kompaktlampen
Kompaktlampen gehören zu den Leuchtstofflampen, es sind quasi „aufgewickelte“ Leuchtstoffröhren. Durch diese veränderte Form wird das Licht stärker gebündelt und erreicht höhere Bestrahlungsstärken im UV-B-Bereich als die gleichen Modelle in Röhrenform. Allerdings ist das Gefälle des UV-Index bei Kompaktlampen sehr stark. Das bedeutet, dass in geringer Entfernung zur Lampe häufig ein sehr hoher (zu hoher) UV-Index erreicht wird, während nur in geringer Entfernung ein sehr niedriger (zu niedriger) UV-Index übrig bleibt. Dazu variiert der UV-Index und damit die für Chamäleons nutzbare UV-B-Strahlung massiv zwischen den verschiedenen Kompaktlampen. Wie man den UV-Index der für Chamäleons wichtigen UV-B-Strahlung misst, kannst du hier nachlesen.
Das abgegebene Licht und auch die UV-A-Strahlung sind bei Kompaktlampen minimal, so dass sie insgesamt ein sehr unnatürliches Licht abgeben. Sonnenähnliches Licht würde eine starke Helligkeit mit UV-A und UV-B-Strahlung kombinieren. Um 2007 gab es zahlreiche Fälle, bei denen Kompaktlampen verschiedener Hersteller zu kurzwellige UV-B-Strahlung abgaben und dadurch Augenerkrankungen bei Chamäleons und anderen Reptilien verursachten. Das Problem scheint bei großen Herstellern heute weitestgehend behoben.
Wir raten von der Verwendung von Kompaktlampen für Chamäleons nach wie vor auf Grund der genannten Nachteile grundsätzlich ab.
Glühlampen
Bei Glühlampen wird Licht erzeugt, indem ein Metalldraht zum Glühen gebracht wird und dann Licht und Wärme abstrahlt. Sie produzieren vor allem Wärme und nur wenig Licht, aber keine für das Chamäleon nutzbare UV-Strahlung. Man kann sie daher als Zusatz über Chamäleonterrarien nutzen, wenn Metalldampflampen oder Mischlichtlampen nicht die gewünschte Wärme am Sonnenplatz erreichen. Hierzu werden meist Halogenspots genutzt. Bei besonders feuchten Terrarien kann man auch Halogenbaustrahler für den Außenbereich verwenden.
Leuchtdioden (LEDs)
Seit Jahren geht der Trend in Wohnzimmern zur LED. Die Abkürzung steht für light-emitting diode, ein Licht abgebendes Halbleiter-Bauelement. LEDs haben den großen Vorteil, dass sie für Menschen sichtbares Licht bei extrem niedrigem Energieverbrauch und ohne Wärmeentwicklung erzeugen. Hier kommt aber auch direkt der Nachteil für Chamäleons zum Tragen: LEDs decken das Sehspektrum von Reptilien nicht ab. Sie wirken für Reptilien immer stark türkis. Was wir Menschen als hell und toll wahrnehmen, kommt also leider bei Chamäleons auf Grund des anderen Sehvermögens ganz anders an. Versuche, möglichst dicht nebeneinander gesetzte Einzel-LEDs zu einem „Mischlicht“ zusammenzusetzen, erreichen leider trotzdem keine Ähnlichkeit mit dem Lichtspektrum der Sonne und es bleibt fraglich, ob die Lichtverteilung damit überhaupt gleichmäßig ist oder überall „farbige Schatten“ für das Chamäleon entstehen. Dazu benötigen Chamäleons Wärmequellen, da sie wechselwarm ist. LEDs wären also nur in Kombination mit weiteren Lampen überhaupt nutzbar.
Insgesamt ist man momentan beim Kosten-Nutzen-Verhältnis für Licht in Chamäleonterrarien mit Metalldampflampen um Weiten besser bedient. VORSICHT: In den letzten Jahren drängen vermehrt LEDs auf den Markt, die zusätzlich UV-B abstrahlen sollen. Bisherige Tests zeigen, dass diese UV-B-LEDs extrem kurzwellige UV-B Strahlung abgeben, teils sogar UV-C. Damit sind sie potenziell gefährlich für Chamäleons, wir können nur sehr dringend von einer Nutzung abraten.
Anbringung der Lampen
Bei Chamäleons ist es enorm wichtig, alle Lampen außerhalb des Terrariums anzubringen. Die meisten Halter bauen dazu einen Lichtkasten, also ein Gestell über dem Terrarium, das nach oben hin offen ist und an dem die Lampen angebracht werden. Chamäleons sind Kletterkünstler und kommen irgendwann an die unmöglichsten Stellen. Schutzkörbe, wie sie für andere Reptilien im Zoohandel angeboten werden, sind für Chamäleons leider ungeeignet. Sie können die Lampen meist trotzdem erreichen – nicht zuletzt mit ihrer Schleuderzunge – oder zumindest nahe genug heran und sich dabei empfindlich verbrennen. Leider gehören Verbrennungen immer noch zu den häufigsten Erkrankungen bei Chamäleons in Terrarienhaltung.
Das Terrarium für ein Chamäleon sollte stets einen Gazedeckel haben, damit auch genügend Licht hindurch dringt. Lochblech oder ähnliches nimmt zu viel Licht und ist nicht für Chamäleonterrarien geeignet.
Tageslänge
Auf Madagaskar gibt es keinen extremen Wechsel der Tageslänge über das Jahr. Auf der Insel herrschen durchgehend rund 11 Stunden Sonne und 13 Stunden Dunkelheit, mit Abweichungen von maximal zwei Stunden im Jahresverlauf. In Deutschland dagegen variiert die Tageslänge über das Jahr enorm mit über 16 Stunden Helligkeit im Sommer und weniger als acht Stunden Tageslicht im Winter. Es gibt nun zwei Möglichkeiten, mit dieser Diskrepanz umzugehen.
Entweder man ignoriert die jahreszeitlichen Unterschiede und fährt stur das 11-13-Lichtschema, um madagassische Verhältnisse zu imitieren. Das bedeutet aber, dass die Lampen über dem Terrarium im Sommer bereits ausgehen, wenn es draußen noch hell ist. In allen Räumen mit Fenstern merken Chamäleons, dass es noch hell ist und bleiben meist bis zur Dämmerung aktiv. Andersherum läuft das Licht über dem Terrarium im Winter noch, während es draußen bereits stockfinster ist. Es kann passieren, dass das Chamäleon in dieser Zeit bereits längst auf Schlafposition gegangen ist, obwohl das Terrarienlicht noch leuchtet.
Die für viele Halter gängigere Variante ist es, die Tageslängen der in Europa gehaltenen Chamäleons etwas an die außen herrschenden Sonnenstunden anzupassen, das heißt im Sommer das Licht länger anzulassen und im Winter einzukürzen. Mit diesem Lichtregime werden viele Chamäleons im Winter inaktiver, blasser und fressen weniger. Sobald die Tage wieder länger werden, kehren sie zu gewohnter Aktivität und Farbe zurück.
Imitation von Sonnenauf- und –untergang
Wer seine Chamäleons in fensterlosen oder relativ dunklen Räumen hält, kann Lampen langsam nacheinander an- und abschalten, um den Sonnenauf- und –untergang zu simulieren. In Räumen mit Fenstern richten sich die Tiere meist sowieso nach dem Umgebungslicht. Oft hat sich bewährt, zuerst Leuchtstoffröhren anzuschalten und dann nach und nach die Wärme- und UV-B-Lampen zuzuschalten. Leuchtstoffröhren kann man zusätzlich auch dimmen, um den Übergang möglichst sonnenähnlich zu gestalten. Eine bis zu 50-minütige Dämmerung, wie wir sie aus Deutschland gewohnt sind, gibt es auf Madagaskar übrigens nicht. Die Sonne verschwindet innerhalb von etwa 15 Minuten, und taucht morgens ebenso schnell wieder auf.
Nacht- und Mondlichter
Im Zoohandel und im Internet werden vielerorts sogenannte „Mondlichter“ angeboten, die man nachts über dem Terrarium anschaltet und die das Licht des Mondes imitieren sollen. Es handelt sich in den meisten Fällen um blaue LEDs, die jedoch keinesfalls echtes Mondlicht imitieren. Sie sind im Vergleich zu natürlichem Mondlicht viel zu hell. Das blaue Licht gehört zudem eigentlich zum Tagesspektrum, was über die Zirbeldrüse den Tag-Nacht-Rhythmus von Chamäleons stören kann.
Und zum Schluss
Wer intensiver in das Thema Licht im Terrarium einsteigen möchte, ist mit der gleichnamigen Website der Physikerin Sarina Wunderlich sehr gut bedient. Ihre Website enthält neben ausführlichen Erklärungen zu allen Lampenvarianten auch häufig gestellte Fragen in der Terraristik, Unterschiede zwischen KVG und EVG, Tipps zum Ausmessen von Lampen, Unterschiede zwischen matten und klaren Glaskolben und allem anderen, was das Thema Licht im Terrarium betrifft. Ein Dankeschön an dieser Stelle an Sarina, dass wir ihre Seite verlinken dürfen.