Verbreitung:
Der Nationalpark Ranomafana liegt ca. 420 Kilometer süd-östlich der Hauptstadt Antananarivo im südlichen Hochland Madagaskars. Man benötigt mindestens einen Tag für die Fahrt dorthin über die RN7. Das gleichnamige Dorf liegt in einem lang gestreckten Tal, und verschiedene kleine Dörfer gruppieren sich um den Nationalpark. Der Nationalpark selbst besteht aus primärem Regenwald, während die umliegenden Gebiete vor allem aus Bananenplantagen, abgerodeten Hängen und Sekundärvegetation bestehen. Nur wenige Fragmente des ursprünglichen Regenwaldes sind außerhalb des Nationalparks noch erhalten, in deren Nähe sich Calumma parsonii parsonii bevorzugt aufhält. Die Farbvariante ist nur schwierig im Nationalpark selbst zu finden. Meist muss man etwas weiter in Richtung Ifanadiana fahren, um die Art zu finden. Der Lebensraum überschneidet sich mit dem von Furcifer balteatus.
Aussehen & Größe:
Die in und um Ranomafana vorkommenden Calumma parsonii parsonii werden auch „yellow lip“ genannt. Die Männchen sind türkisbläulich bis grün gefärbt und haben klar abgesetzte gelbe Lippen sowie einen gelben Nasenfortsatz. Auch der Helm weist gelbe Akzente auf. Die Weibchen sind wie bei allen Lokalformen schlicht grün. Hier haben wir besonders große Tiere gefunden, die mit einer Gesamtlänge von rund 70 cm zu den größten von uns auf Madagaskar je gefundenen Chamäleons zählen dürften.
Gewichtstabelle
Seit 2015 messen wir die Gewichte von uns gefundener Parsons Chamäleons auf Madagaskar, soweit die Tiere (und unsere Waagen) mitmachen. Bisher sind es nur wenige Gewichte, langfristig soll sich aus einer möglichst großen Anzahl Messungen ein durchschnittliches Gewicht im Verhältnis zur Kopf-Rumpf-Länge (gemessen von der Nasenspitze bis zur Kloake) für jede Art ablesen lassen. Wichtig zu wissen ist, dass alle Gewichte gegen Ende der Regenzeit (= bestes Futterangebot) gemessen wurde, es dürfte sich also um Maximalgewichte auf Madagaskar handeln. Dreieckige Symbole bei Weibchen bedeuten nicht trächtig, runde Symbole bedeuten trächtig. Bei Calumma parsonii parsonii haben wir bisher eine gemeinsame Tabelle für alle Farbvarianten, da es sich bei allen vieren um die gleiche Art handelt.
Jan | Feb | Mär | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez | |
Durchschnittl. Temperatur | 23 | 24 | 23 | 23 | 21 | 19 | 19 | 19 | 20 | 21 | 22 | 23 |
Minimale Temperatur | 20 | 20 | 20 | 19 | 18 | 15 | 15 | 15 | 15 | 16 | 18 | 19 |
Maximale Temperatur | 27 | 27 | 27 | 27 | 25 | 23 | 23 | 23 | 24 | 25 | 26 | 27 |
Regentage | 27 | 24 | 26 | 19 | 17 | 18 | 21 | 20 | 15 | 16 | 20 | 25 |
Die angegebenen Daten wurden von uns innerhalb mehrerer Jahre mit Thermo- und Hygrometern direkt an den Fundorten der Tiere gemessen und zusammengetragen. "Durchschnittliche Temperatur" bedeutet, dass die Werte eines gesamten Monats zu einem Durchschnittswert berechnet wurden, z.B. wurden alle gemessenen Minimalwerte eines Monats zu einem durchschnittlichen Minimalwert für Februar berechnet. Das bedeutet im Klartext, dass einzelne Spitzenwerte eines Tages deutlich höher oder niedriger als die durchschnittlichen Minimal- und Maximalwerte liegen können. Es ist also möglich, dass zwar das durchschnittliche Maximum bei 29 Grad liegt, es aber an einigen Tagen des Monats 33°C oder gar 35°C warm war.
Der Regenwald von Ranomafana liegt im südlichen Hochland Madagaskars auf Höhen um die 1000 m über Meeresniveau. Damit ist das Klima hier grundsätzlich kühler als z.B. an der Küste oder im Südwesten der Insel. Tagsüber wird es um die 25°C warm, während der Regenzeit auch wärmer. Sonnige Stellen erreichen auch mal knapp über 30°C. Nachts sinken die Temperaturen herunter bis auf 20°C in der Regenzeit und bis auf 15°C in der Trockenzeit.
Trockenzeit ist in Ranomafana allerdings sehr relativ, denn wirklich trocken wird es hier nie. Es regnet zwar etwas weniger und nicht tagelang am Stück, aber trotzdem noch ergiebig genug, dass Erdboden und Bäume nie völlig abtrocknen. Eine hohe Luftfeuchtigkeit und kühle Nächte sind die Schlüsselfaktoren in Ranomafana.
Die UVB-Daten wurden mit einem Solarmeter 6.5 im Frühjahr (März) zur höchsten Aktivitätszeit der Chamäleons gemessen. Gemessen wurden jeweils maximal für das Chamäleon zu erreichende Werte im Habitat.
Habitat:
Das noch übrige kleine Habitat südlich von Ranomafana, in dem die Tiere relativ gut zu finden sind, erstreckt sich über eine hügelige Gegend mit wenigen, vereinzelten Regenwaldresten. Die Bäume sind schlank und hoch, das Unterholz ist dicht und die Tiere sind gerne sehr weit oben in den Bäumen unterwegs. Der Erdboden ist ständig feucht und dick mit Laub bedeckt. Drumherum ist leider gar nichts mehr außer Sekundärvegetation mit Mango-, Jackfruit- und Tamarindenbäumen, in die die Tiere aber nur ab und zu kommen. In Ranomafana selbst kommen „yellow lips“ vor allem in intaktem Regenwald vor, der mit riesigen Bäumen, Lianen und vielen Farnen aufwartet. Die Bäume sind quasi immer feucht und moosig bewachsen. Der Wald zieht sich über mehrere Schluchten und ist entsprechend felsig, der Erdboden ist von dickem Laub bedeckt. Die Tiere hier im dichten Regenwald zu finden, ist trotz ihrer Größe enorm schwierig.