Verbreitung der Lokalform Masoala:
Der Nationalpark Masoala liegt an der Ostküste Madagaskars auf der gleichnamigen Halbinsel. Der Regenwald reicht hier bis direkt ans Meer – die Halbinsel begrenzt die Bucht von Antongil. Masoala ist mit über 2100 km² der größte Nationalpark Madagaskars und gleichzeitig der größte zusammenhängende Regenwald des Landes. Der inzwischen als UNESCO Weltnaturerbe anerkannte Regenwald verläuft über Höhen von Meeresniveau bis 1224 m. Masoala ist seit Jahren stark von Abholzung und Brandrodung bedroht. Die Parkgrenzen sind vor allem im Nordosten größtenteils kaum optisch auszumachen und werden durch das Anlegen illegaler Felder stetig weiter verschoben. Illegaler Schlag von Rosenholz und anderen Edelhölzern ist ein immer wiederkehrendes Thema der Region.
Ökotouristische Aktivitäten des Nationalparks Masoala beschränken sich auf die Westseite des Parks in der Bucht von Antongil. Um dorthin zu gelangen, fliegt man mit dem Flugzeug von der Hauptstadt Antananarivo rund 700 km nach Maroantsetra am nördlichen Ende der Bucht von Antongil. Von dort fährt man zwei bis drei Stunden mit dem Boot bis zum Strand von Tampolo. Dort nutzen die meisten Reisenden eines der vier rustikalen Hotels für Besuche im Nationalpark. Tatsächlich gibt es in Masoala leider nach wie vor keine auf Reptilien spezialisierte Guides. Dazu ist der Regenwald sehr hochgewachsen und dicht, was die Tiersuche erschwert.
Der Fluss Antainambalana trennt die Halbinsel von Masoala von der direkt dahinter liegenden Stadt Maroantsetra. Am östlichsten Zipfel des Nationalparks liegt außerdem eine Pufferzone mit Mangroven und Sekundärvegetation, an die Cap Est angrenzt. Nach Norden hin verlaufen etliche Flüsse, die fast alle in den Höhenlagen Masoalas entspringen. In der Bucht von Antongil liegt die Insel Nosy Mangabe, die offiziell zum Nationalpark Masoala gehört, aber auf unseren Seiten wegen ihrer Isolation als Insel als eigene Lokalform geführt wird.
Aussehen der Lokalform:
Erstaunlicherweise sieht die Lokalform Masoala völlig anders aus als die nahe gelegene Lokalform Cap Est. Pantherchamäleons in Masoala ähneln vielmehr sehr stark denen der ebenfalls benachbarten Lokalform Maroansetra. Die Männchen sind am Körper grün mit teils gelb-orangefarbenen Einschlägen im Brust- und Bauchbereich. Die Gliedmaßen und der Kopf sind in aller Regel tiefrot, wobei Helm und Nasenrücken grün bleiben. Bei Erregung zeigen die Tiere häufig mehr und intensiveres Rot und mehr Orangetöne im Bauchbereich.
Gewichtstabelle
Seit 2015 messen wir die Gewichte von uns gefundener Chamäleons auf Madagaskar, soweit die Tiere (und unsere Waagen) mitmachen. Langfristig soll sich aus einer möglichst großen Anzahl Messungen ein durchschnittliches Gewicht im Verhältnis zur Kopf-Rumpf-Länge (gemessen von der Nasenspitze bis zur Kloake) für jede Art ablesen lassen. Wichtig zu wissen ist, dass alle Gewichte gegen Ende der Regenzeit (= bestes Futterangebot) gemessen wurde, es dürfte sich also um Maximalgewichte auf Madagaskar handeln. Dreieckige Symbole bei Weibchen bedeuten nicht trächtig, runde Symbole bedeuten trächtig. Bei Furcifer pardalis hat sich bisher entgegen unserer ursprünglichen Annahme heraus gestellt, dass es keine gravierenden Unterschiede im Verhältnis der KRL zum Gewicht zwischen den einzelnen Lokalformen gibt.
Jan | Feb | Mär | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez | |
Durchschnittl. Temperatur | 24 | 25 | 25 | 24 | 24 | 23 | 21 | 20 | 21 | 22 | 23 | 24 |
Minimale Temperatur | 20 | 21 | 20 | 20 | 18 | 17 | 16 | 16 | 17 | 17 | 19 | 20 |
Maximale Temperatur | 28 | 29 | 28 | 27 | 25 | 25 | 25 | 25 | 25 | 27 | 27 | 28 |
Regentage | 26 | 23 | 25 | 19 | 17 | 18 | 21 | 21 | 16 | 17 | 20 | 24 |
Die angegebenen Daten wurden von uns innerhalb mehrerer Jahre mit Thermo- und Hygrometern direkt an den Fundorten der Tiere gemessen und zusammengetragen. "Durchschnittliche Temperatur" bedeutet, dass die Werte eines gesamten Monats zu einem Durchschnittswert berechnet wurden, z.B. wurden alle gemessenen Minimalwerte eines Monats zu einem durchschnittlichen Minimalwert für Februar berechnet. Das bedeutet im Klartext, dass einzelne Spitzenwerte eines Tages deutlich höher oder niedriger als die durchschnittlichen Minimal- und Maximalwerte liegen können. Es ist also möglich, dass zwar das durchschnittliche Maximum bei 29 Grad liegt, es aber an einigen Tagen des Monats 33°C oder gar 35°C warm war.
Mehrere Beispiele für einen Tagesverlauf der Temperaturen in Masoala in der Regenzeit finden sich im Folgenden. Sie wurden 2023 mit Datenloggern aufgezeichnet.
Der Regenwald von Masoala liegt direkt an der Küste mit Breitseite zur Bucht von Antongil, die sich aber wettermäßig eher wie offenes Meer verhält. Entsprechend gibt es im Frühjahr hier regelmäßig schwere Stürme. Während der Regenzeit regnet es täglich sehr intensiv, aber auch während der Trockenzeit ist regelmäßiger Niederschlag vorhanden.
Von Oktober bis April ist es wärmer als sonst in Masoala, mit Temperaturen bis über 30°C an sonnigen Stellen. Nachts sinken die Temperaturen nur dezent ab. Im übrigen Jahr von Mai bis einschließlich September ist das anders: Nachts kommt es während der Trockenzeit zu Temperaturstürzen bis 16°C in der Nacht, während es nachts nach wie vor mediterran warm ist. 2023 haben wir mit Datenloggern die relative Luftfeuchtigkeit an mehreren Tagen in Masoala in der Regenzeit gemessen, die Daten finden sich im Folgenden.
Die UVB-Daten wurden mit einem Solarmeter 6.5 im Frühjahr (Ende März) zur höchsten Aktivitätszeit der Chamäleons gemessen. Gemessen wurden jeweils maximal für das Chamäleon zu erreichende Werte im Habitat.
2023 haben wir zusätzlich zu anderen Klimadaten auch den Luftdruck an den von uns besuchten Orten auf Madagaskar gemessen. Die folgenden Daten stammen von mehreren Tagen während der Regenzeit in Masoala. Auf der X-Achse befindet sich die Tages- oder Nachtzeit. Auf Madagaskar beginnt der Tag gegen 6 Uhr, die Nacht bricht bereits um 18 Uhr an. Die Y-Achse zeigt den atmosphärischen Luftdruck in hPa an.
Habitat:
Der Lebensraum der Pantherchamäleons hier besteht aus sehr dichtem, sehr hohem Regenwald, der von unzähligen Bächen und Felsen durchzogen wird. Der Boden ist sandig und erst etwas weiter vom Strand ab mit Erde versetzt, die jedoch von einer dicken Laubschicht bedeckt ist. Eine Besonderheit Masoalas ist der goldfarbene Strand, an den der Regenwald direkt grenzt. Urwaldriesen, unzählige Lianen, Farne und Moose sorgen hier für eine extrem feuchte, aber sehr vielseitige und urpsrüngliche Heimat für Pantherchamäleons.