2011-24 je 2000 Tiere für den legalen Export freigegeben
Erstbeschreibung:
(Gray, 1831)
Herkunft des Artnamens:
Der englische Zoologe John Edward Gray hielt sich mit der Beschreibung dieser Chamäleonart sehr kurz: Sie umfasst gerade einmal Stichworte statt eines zusammenhängenden Satzes. 1831 war Gray gerade damit beschäftigt, die Reptiliensammlung der zoologischen Abteilung des British Museum in London (Großbritannien) zu katalogisieren. Gray nannte die Art „streaked-sided chameleon“ (= seitlich streifiges Chamäleon), im Lateinischen lateralis ist jedoch nur das „seitlich“ übrig geblieben. Ähnlich alte Veröffentlichungen sprechen teils vom „Caméléon au bandes laterales“, was ebenfalls darauf hindeutet, dass der Name der Körperzeichnung geschuldet ist.
Verbreitung:
Furcifer lateralis ist im zentralen Hochland Madagaskars und entlang der Ostküste vom Süden bis etwas nördlich der Hauptstadt zu finden, wobei es verschiedene Habitate von relativ trockenen Grassavannen bis feuchtere Wälder besiedelt. Auch in Sekundärvegetation am Rande von Reisfeldern, nahe Lehmhütten und kleinen Dörfern findet diese Art ein Zuhause. Selbst in Antananarivo sind Teppichchamäleons auf den Deichen am Rande von Flüssen heimisch. Am einfachsten lassen sich die Tiere in Sträuchern und Büschen direkt am Straßenrand finden. Furcifer lateralis kommt auf Höhen von 900 bis 1560 m üNN vor.
Aussehen und Größe:
Mit einer Größe von rund 23-25 cm (reine Körperlänge ohne Schwanz 9-10 cm) gehört diese Chamäleonart zu den kleinen bis mittelgroßen Chamäleons. Die Tiere zeigen ein komplexes, buntes Farbmuster aus roten, gelben, schwarzen und blauen Tupfen, dem sie ihren Trivialnamen „Teppichchamäleons“ verdanken. Diese knallbunte Färbung tragen aber vor allem die Weibchen, die Männchen sind meist etwas schlichter grün-weiß oder gelb-weiß gefärbt. Den weißen Lateralstreifen und die ringförmigen dunklen Muster bei Erregung tragen aber beide Geschlechter. Am Rande des Verbreitungsgebietes in Isalo haben wir Furcifer lateralis gefunden, bei denen die Weibchen eine auffallend einheitliche, weinrote oder hellpinke Färbung aufwiesen. Der Helm ist niedrig und nach hinten etwas gestreckt, so dass er den Rücken kaum überragt. Der Parietalkamm trägt 14 bis 20 Schuppen, oft auf dunklem oder rotbraunem Grund. Im Gegensatz zu Furcifer major hat Furcifer lateralis wie Furcifer viridis Achselhöhlen. Junge Furcifer lateralis haben oft noch einen Kehlkamm, der sich im Alter verliert. Teils sind die Jungtiere richtig neongrün.
Gewichtsabelle
Seit 2017 messen wir die Gewichte von uns gefundener Teppichchamäleons auf Madagaskar, soweit die Tiere (und unsere Waagen) mitmachen. Bisher sind es nur wenige Gewichte, langfristig soll sich aus einer möglichst großen Anzahl Messungen ein durchschnittliches Gewicht im Verhältnis zur Kopf-Rumpf-Länge (gemessen von der Nasenspitze bis zur Kloake) für jede Art ablesen lassen. Wichtig zu wissen ist, dass alle Gewichte gegen Ende der Regenzeit (= bestes Futterangebot) gemessen wurde, es dürfte sich also um Maximalgewichte auf Madagaskar handeln. Dreieckige Symbole bei Weibchen bedeuten nicht trächtig, runde Symbole bedeuten trächtig.
Besonderheiten:
Bis 2012 gehörten auch Furcifer major und Furcifer viridis zu Furcifer lateralis, wurden aber inzwischen als eigene Arten beschrieben.
Terraristik:
In der Terraristik ist die Art wegen ihrer hohen Anpassungsfähigkeit inzwischen gut etabliert und wird seit Jahren erfolgreich nachgezogen. Trotz ihrer Größe nutzen diese Chamäleons auch größere Terrarien gut aus, da sie sehr aktiv sind.
Jan | Feb | Mär | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez | |
Durchschnittl. Temperatur | 21 | 22 | 20 | 19 | 17 | 15 | 14 | 15 | 16 | 19 | 20 | 20 |
Minimale Temperatur | 17 | 17 | 16 | 15 | 12 | 10 | 10 | 10 | 11 | 13 | 15 | 16 |
Maximale Temperatur | 26 | 27 | 26 | 25 | 23 | 21 | 20 | 21 | 24 | 26 | 27 | 26 |
Regentage | 26 | 23 | 25 | 19 | 17 | 18 | 21 | 21 | 16 | 17 | 20 | 24 |
Die angegebenen Daten wurden von uns innerhalb mehrerer Jahre mit Thermo- und Hygrometern direkt an den Fundorten der Tiere gemessen und zusammengetragen. "Durchschnittliche Temperatur" bedeutet, dass die Werte eines gesamten Monats zu einem Durchschnittswert berechnet wurden, z.B. wurden alle gemessenen Minimalwerte eines Monats zu einem durchschnittlichen Minimalwert für Februar berechnet. Das bedeutet im Klartext, dass einzelne Spitzenwerte eines Tages deutlich höher oder niedriger als die durchschnittlichen Minimal- und Maximalwerte liegen können. Es ist also möglich, dass zwar das durchschnittliche Maximum bei 29 Grad liegt, es aber an einigen Tagen des Monats 33°C oder gar 35°C warm war.
Ambositra liegt im zentralen Hochland Madagaskars auf einer Höhe von rund 860 m über Meeresniveau. Entsprechend ist das Klima hier deutlich kühler als an der Küste oder im Süden der Insel. Ambositra gilt als eine der kältesten Städte Madagaskars.
In der Regenzeit erreicht die Region ihre Höchsttemperaturen mit um die 25°C, in der Sonne können es knapp 30°C werden. Nachts wird es jedoch empfindlich kalt mit Temperaturen um die 15°C. Es regnet dabei fast täglich, erst mit Einsetzen der Trockenzeit ab April gehen die Niederschläge ein wenig zurück. "Trocken" wird es aber nicht, es regnet auch während der Trockenzeit mindestens jeden zweiten Tag. In der Trockenzeit wird es sogar noch kälter: Tagsüber erreicht Ambositra dann nur noch mit Mühe über 20°C, und nachts sinken die Temperaturen bis auf 10°C und vereinzelt sogar darunter.
Die UVB-Daten wurden mit einem Solarmeter 6.5 im Frühjahr (Ende März) zur höchsten Aktivitätszeit der Chamäleons gemessen. Gemessen wurden jeweils maximal für das Chamäleon zu erreichende Werte im Habitat.
Habitat:
Die folgenden Fotos zeigen Ausschnitte aus dem typischen Habitat von Furcifer lateralis im zentralen Hochland Madagaskars um Ambositra, nahe Antsirabe sowie aus dem südlichen Hochland bei Ambalavao. Das zentrale Hochland ist berühmt für seine unzähligen, charakteristischen, in Terrassen angelegten Reisfelder. Der Erdboden ist vielerorts von rotem Laterit durchzogen. Wälder sind hier nicht mehr wirklich vorhanden. Furcifer lateralis hat damit kein Problem. Die Art lebt am Rande der Reisfelder in Büschen und Sträuchern, in Gärten und zwischen Erdnussplantagen und Geranienfeldern. Selbst innerhalb von Städten können sie überleben, zum Beispiel am Rande der Hauptstadt Antananarivo an Deichen.
Im Folgenden findest du einige 360°-Bilder aus dem südlichen Hochland Madagaskars. Mit der Maus kann man sich darin in alle Richtungen drehen. Wenn man auf das Theta-Logo klickt, öffnen sich die Bilder in vergrößerter Ansicht in einem eigenen Fenster. Dort besteht auch die Möglichkeit, die Bilder im Vollbildmodus auszuführen. Viel Spaß beim Anschauen!
Gebüsch am Straßenrand der RN7 zwischen Ranomafana und Antsirabe, Madagaskar, März 2018 – Spherical Image – RICOH THETA
An der Straße nach Ranomafana, Region Haute Matsiatra und Vatovavy-Fitovinany, südliches Hochland, Madagaskar März 2018 – Spherical Image – RICOH THETA