kein legaler Export möglich
Erstbeschreibung:
(Mertens, 1933)
Herkunft des Artnamens:
Der deutsche Biologe Robert Friedrich Wilhelm Mertens, später Direktor des Forschungsinstitutes und Naturmuseums Senckenberg in Frankfurt am Main, benannte diese Chamäleonart nach ihrem Fundort, dem Col de Pierre Radama, einem Ort nördlich der Bucht von Antongil. Heute gibt es diesen Ort auf Madagaskar nicht mehr. Er wurde jedoch vermutlich nach König Radama I., einem der berühmtesten Könige der Volksgruppe der Merina, benannt. Das Chamäleon, was Mertens beschrieb, stammte von einer Madagaskar-Expedition des Schweizer Anatomen Hans Bluntschli 1931.
Verbreitung:
Calumma radamanus ist nur aus Regenwäldern rund um die Bucht von Antongil im Nordosten Madagaskars beheimatet. Dazu gehört der Nationalpark Masoala mit der dazugehörigen, paradiesischen Insel Nosy Mangabe sowie die nahen Wälder von Tampolo und Analalava. Auch das nahe gelegene Makira-Massif gehört zur Heimat von Calumma radamanus. Aus anderen Gegenden Madagaskars sind ähnlich aussehende Chamäleon-Arten genannt, die sich jedoch genetisch von Calumma radamanus unterscheiden und deshalb bis zu ihrer endgültigen taxonomischen Einordnung als Calumma cf. radamanus gelten.
Aussehen und Größe:
Calumma radamanus gehört zu den kleinen Chamäleons mit einer Gesamtlänge von 7,7 bis 9,3 cm. Beide Geschlechter tragen einen runden, nach unten gerichteten Nasenfortsatz. Die rostrale Schuppe direkt unter der Nase ist bei dieser Art in den Nasenfortsatz integriert. Die Männchen von Calumma radamanus tragen einen kleinen Helm, der sich aber nicht wesentlich abhebt (nur 0,8-1,5 mm). Manche Männchen tragen sechs bis acht Kegelschuppen auf dem Rücken.
Die Männchen tragen entspannt ein hellgrünes Schuppenkleid mit breiten, blauen Bändern auf dem Körper. Letztere können bei massiv gestressten, sehr dunkel gefärbten Tieren bis auf wenige Punkte reduziert erscheinen. Nase und Wagen sind häufig türkisblau gefärbt. Ein weißer Lateralstreifen ist immer vorhanden. Die Weibchen sehen entspannt ganz ähnlich aus, fallen aber mit etwas mehr hellgrünen Schuppen auf. Viele Calumma radamanus haben einen dunklen Streifen, der von der Nase über die Augenlider zum Helm verläuft. Trifft man diese Chamäleonart nachts im Schlaf an, sehen sie sehr unspektakulär aus und sind meist sehr eintönig beige gefärbtmit dunklen Schuppen darauf.
Besonderheiten:
Bis 2020 zählte diese Art und ähnlich aussehende Chamäleons zu Calumma cf. nasutum (cf. = confer = vergleiche; bezeichnet eine ähnliche Art, von der man aber bereits weiß, dass es nicht exakt die nach dem cf. genannte Art ist). Erst 2020 wurde von Prötzel, Scherz et al. Calumma nasutum genauer definiert und Calumma radamanus revidiert. Es gibt auf ganz Madagaskar noch unzählige, sehr ähnlich aussehende Arten, die als Calumma cf. radamanus gelten und wahrscheinlich etliche, noch unbeschriebene, eigene Chamäleon-Arten beinhalten. Durch die jahrelange Problematik der fehlenden genetischen Differenzierung verschiedener Arten wurden seit 2014 unter dem Namen Calumma nasutum unzählige Chamäleons exportiert, die zu Calumma radamanus oder Calumma cf. radamanus zählen. Calumma nasutum hat eine CITES-Quote für den legalen Export, Calumma radamanus jedoch eigentlich nicht.
Jan | Feb | Mär | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez | |
Durchschnittl. Temperatur | 24 | 25 | 24 | 24 | 23 | 21 | 20 | 20 | 21 | 22 | 23 | 24 |
Minimale Temperatur | 20 | 21 | 20 | 20 | 18 | 17 | 16 | 16 | 17 | 17 | 19 | 20 |
Maximale Temperatur | 28 | 29 | 28 | 28 | 27 | 25 | 25 | 25 | 25 | 27 | 27 | 28 |
Regentage | 26 | 23 | 25 | 19 | 17 | 18 | 21 | 21 | 16 | 17 | 20 | 24 |
Die angegebenen Daten wurden von uns innerhalb mehrerer Jahre mit Thermo- und Hygrometern direkt an den Fundorten der Tiere gemessen und zusammengetragen. "Durchschnittliche Temperatur" bedeutet, dass die Werte eines gesamten Monats zu einem Durchschnittswert berechnet wurden, z.B. wurden alle gemessenen Minimalwerte eines Monats zu einem durchschnittlichen Minimalwert für Februar berechnet. Das bedeutet im Klartext, dass einzelne Spitzenwerte eines Tages deutlich höher oder niedriger als die durchschnittlichen Minimal- und Maximalwerte liegen können. Es ist also möglich, dass zwar das durchschnittliche Maximum bei 29 Grad liegt, es aber an einigen Tagen des Monats 33°C oder gar 35°C warm war.
Das Klima auf Nosy Mangabe ist vor allem sehr feucht. Es regnet das ganze Jahr über mit besonders intensiven Niederschlägen während der Regenzeit. Der Regenwald auf der Insel reicht bis zum Strand, und ist durch die Isolation als Insel alt, mit riesigen Bäumen und viel Unterholz.
Die Temperaturen auf Nosy Mangabe sind das ganze Jahr über recht ähnlich mit nur kleinen Schwankungen. DIe Temperaturen gehen tagsüber an die 25°C und erreichen in der Regenzeit auch mal die 30°C. Dafür wird es in der Trockenzeit ein wenig kühler, allerdings nur wenige Grad: Mit 25°C tagsüber bleibt es immernoch recht warm. Nachts gehen die Temperaturen auf der Insel in der Regel nur um wenige Grad herunter.
Die UVB-Daten wurden mit einem Solarmeter 6.5 im Frühjahr (Ende März) zur höchsten Aktivitätszeit der Chamäleons gemessen. Gemessen wurden jeweils maximal für das Chamäleon zu erreichende Werte im Habitat.
Jan | Feb | Mär | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez | |
Durchschnittl. Temperatur | 24 | 25 | 25 | 24 | 24 | 23 | 21 | 20 | 21 | 22 | 23 | 24 |
Minimale Temperatur | 20 | 21 | 20 | 20 | 18 | 17 | 16 | 16 | 17 | 17 | 19 | 20 |
Maximale Temperatur | 28 | 29 | 28 | 27 | 25 | 25 | 25 | 25 | 25 | 27 | 27 | 28 |
Regentage | 26 | 23 | 25 | 19 | 17 | 18 | 21 | 21 | 16 | 17 | 20 | 24 |
Die angegebenen Daten wurden von uns innerhalb mehrerer Jahre mit Thermo- und Hygrometern direkt an den Fundorten der Tiere gemessen und zusammengetragen. "Durchschnittliche Temperatur" bedeutet, dass die Werte eines gesamten Monats zu einem Durchschnittswert berechnet wurden, z.B. wurden alle gemessenen Minimalwerte eines Monats zu einem durchschnittlichen Minimalwert für Februar berechnet. Das bedeutet im Klartext, dass einzelne Spitzenwerte eines Tages deutlich höher oder niedriger als die durchschnittlichen Minimal- und Maximalwerte liegen können. Es ist also möglich, dass zwar das durchschnittliche Maximum bei 29 Grad liegt, es aber an einigen Tagen des Monats 33°C oder gar 35°C warm war.
Mehrere Beispiele für einen Tagesverlauf der Temperaturen in Masoala in der Regenzeit finden sich im Folgenden. Sie wurden 2023 mit Datenloggern aufgezeichnet.
Der Regenwald von Masoala liegt direkt an der Küste mit Breitseite zur Bucht von Antongil, die sich aber wettermäßig eher wie offenes Meer verhält. Entsprechend gibt es im Frühjahr hier regelmäßig schwere Stürme. Während der Regenzeit regnet es täglich sehr intensiv, aber auch während der Trockenzeit ist regelmäßiger Niederschlag vorhanden.
Von Oktober bis April ist es wärmer als sonst in Masoala, mit Temperaturen bis über 30°C an sonnigen Stellen. Nachts sinken die Temperaturen nur dezent ab. Im übrigen Jahr von Mai bis einschließlich September ist das anders: Nachts kommt es während der Trockenzeit zu Temperaturstürzen bis 16°C in der Nacht, während es nachts nach wie vor mediterran warm ist. 2023 haben wir mit Datenloggern die relative Luftfeuchtigkeit an mehreren Tagen in Masoala in der Regenzeit gemessen, die Daten finden sich im Folgenden.
Die UVB-Daten wurden mit einem Solarmeter 6.5 im Frühjahr (Ende März) zur höchsten Aktivitätszeit der Chamäleons gemessen. Gemessen wurden jeweils maximal für das Chamäleon zu erreichende Werte im Habitat.
2023 haben wir zusätzlich zu anderen Klimadaten auch den Luftdruck an den von uns besuchten Orten auf Madagaskar gemessen. Die folgenden Daten stammen von mehreren Tagen während der Regenzeit in Masoala. Auf der X-Achse befindet sich die Tages- oder Nachtzeit. Auf Madagaskar beginnt der Tag gegen 6 Uhr, die Nacht bricht bereits um 18 Uhr an. Die Y-Achse zeigt den atmosphärischen Luftdruck in hPa an.
Habitat:
Die folgenden Fotos zeigen Ausschnitte aus dem Habitat von Calumma radamanus zur Regenzeit in Masoala und auf Nosy Mangabe. In beiden Regionen herrscht noch intakter Regenwald vor, der an den Rändern jedoch von Sekundärvegetation begrenzt wird. Calumma radamanus findet man vor allem direkt im Regenwald, in geschlossenen Waldstücken mit sehr viel Unterholz. Die Tiere bevorzugen Gebüsch und Bäumchen mit sehr dünnen, schmalen Ästchen und vielen kleinen Blättern.