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Erstbeschreibung:
(Brygoo, Blanc & Domergue, 1973)
Herkunft des Artnamens:
Der niederländische Herpetologe Dick Hillenius promovierte 1959 über die Gattung Chamaeleo am Zoologischen Museum von Amsterdam (Niederlande). Damals hieß Calumma brevicorne noch Chamaeleo brevicornis. Viele ähnlich aussehende Chamäleon-Arten, darunter auch Calumma hilleniusi, waren noch nicht als solche bekannt und beschrieben. Hillenius erkannte bereits in seiner Promotionsschrift, dass sich die Chamäleonpopulation aus Ankaratra deutlich von den „normalen“ brevicorne unterschied. 1973 war es dann tatsächlich so weit und Calumma hilleniusi wurde als eigene Art beschrieben. Die drei Autoren der Neubeschreibung waren Édouard-Raoul Brygoo und Charles Antoine Domergue vom damaligen Institut Pasteur in Antananarivo sowie Charles Pierre Blanc vom zoogeografischen Labor der Universität Paul Valéry in Montpellier (Frankreich). Sie widmeten die Art Dick Hillenius für seine Weitsicht 14 Jahre zuvor.
Verbreitung:
Calumma hilleniusi kommt an den Hängen des Ankaratra-Massiv im zentralen Hochland Madagaskars vor. Das Ankaratra-Massiv ist vulkanischen Ursprungs und liegt in einem gedachten Dreieck zwischen Antananarivo, Ampefy und Antsirabe. Die ehemaligen Vulkankrater sind heute Seen und umgeben von kleinen Wäldern. Die höchsten Bereiche des Ankaratra-Massivs gehören zum 1922 gegründeten und 2015 zum Reservat ernannten Schutzgebiet von Manjakatompo Ankaratra. Die Chamäleons kommen eigentlich recht weit oben vor, auf Höhen zwischen 1950 und 2200 m über Meeresniveau. Wir haben sie tatsächlich vor vielen Jahren schon niedriger gefunden, nur unweit westlich von Ambatolampy auf rund 1600 m. Seitdem konnten wir Calumma hilleniusi noch nicht wieder entdecken. Wenigen Beobachtungen auf iNaturalist zufolge existiert diese etwas niedriger lebende Population noch heute.
Aussehen & Größe:
Calumma hilleniusi gehört zu den kleinen Chamäleons mit eher heterogener Beschuppung. Männchen werden einschließlich Schwanz bis zu 15 cm lang, Weibchen nur geringfügig kleiner. Beide Geschlechter tragen mittelgroße Occipitallappen, die vollständig voneinander getrennt sind. Die Schuppen auf den Occipitallappen sind deutlich größer als die am restlichen Körper. Der Rückenkamm besteht nur aus einzelnen, weit voneinander entfernten, hohen Kegelschuppen. Sie reichen bis zur Schwanzspitze. Einen Bauchkamm gibt es bei Calumma hilleniusi nicht.
Männliche Calumma hilleniusi tragen einen sehr kleinen Nasenfortsatz, der kaum über die Schnauze hinausragt. Sie verfügen außerdem über einen schmalen Kehlkamm, der aus nur sechs Kegelschuppen besteht. Männchen sind am Körper überwiegend hellgrün gefärbt und tragen einen undeutlichen, grau-weißen Lateralstreifen. Einige tragen hellblaue Akzente im Kopfbereich. Weibliche Calumma hilleniusi sind braun bis beige gefärbt, die Occipitallappen und der Rostralkamm sind häufig rötlich. Weibchen tragen teils einen Kehlkamm, teils nicht.
Jan | Feb | Mär | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez | |
Durchschnittl. Temperatur | 18 | 18 | 18 | 17 | 15 | 13 | 11 | 12 | 16 | 19 | 19 | 19 |
Minimale Temperatur | 14 | 13 | 15 | 12 | 10 | 8 | 7 | 6 | 7 | 11 | 12 | 14 |
Maximale Temperatur | 21 | 21 | 21 | 20 | 19 | 17 | 15 | 17 | 22 | 24 | 23 | 22 |
Regentage | 30 | 24 | 28 | 15 | 18 | 11 | 16 | 8 | 1 | 19 | 20 | 25 |
Die angegebenen Daten wurden von uns innerhalb eines Jahres mit Thermo- und Hygrometern direkt an den Fundorten der Tiere gemessen und zusammengetragen. "Durchschnittliche Temperatur" bedeutet, dass die Werte eines gesamten Monats zu einem Durchschnittswert berechnet wurden, z.B. wurden alle gemessenen Minimalwerte eines Monats zu einem durchschnittlichen Minimalwert für Februar berechnet. Das bedeutet im Klartext, dass einzelne Spitzenwerte eines Tages deutlich höher oder niedriger als die durchschnittlichen Minimal- und Maximalwerte liegen können. Es ist also möglich, dass zwar das durchschnittliche Maximum bei 29 Grad liegt, es aber an einigen Tagen des Monats 33°C oder gar 35°C warm war.
Ankaratra liegt im zentralen Hochland Madagaskars auf einer Höhe von bis zu 2600 m über Meeresniveau. Es handelt sich also um die höchsten Bereiche des Hochlandes: Montanwälder, in denen es entsprechend kalt ist. Das Klima ist insgesamt subhumid.
In der Regenzeit erreicht die Region ihre Höchsttemperaturen mit um die 20°C, in der Sonne können es bis zu 28°C warm werden. Nachts wird es empfindlich kalt, Temperaturen um 15°C sind die Regel. Es regnet von November bis Ende März fast täglich, erst mit Einsetzen der Trockenzeit ab April gehen die Niederschläge zurück. In der Trockenzeit erreichen die höheren Lage des Ankaratra-Massivs zwischen Juni und August frostnahe Temperaturen bis zu 3°C. Kälte und vor allem die sehr kalte Trockenzeit im Gegensatz zur wärmeren Regenzeit ist eines der Schlüsselelemente des Klima von Ankaratra.
Habitat:
Fotos folgen, so bald wir mal wieder vor Ort waren. Der Lebensraum von Calumma hilleniusi ist ziemlich besonders auf Madagaskar. Die Gebirgswälder von Ankaratra sind reich an Pflanzen mit extrem vielen, kleinen Blättchen und krautigem, sehr dichten Wachstum. Etliche Pflanzen sind stachelbewehrt. Sehr häufig sind Weinmannia-Arten. Auch Sommerflieder (Buddleja) und eine Art von Stechpalme (Ilex mitis) machen einen großen Anteil der Pflanzen aus. In den höheren Bereichen wird das Pflanzenwachstum niedriger und eher einer Heide ähnlich. Es gibt ganze Felder mit Heiderkräutern, wenig Gebüsch und niedrig wachsenden Pflanzen. Erstaunlicherweise scheinen Calumma hilleniusi aber nicht ausschließlich an diesen sehr speziellen Lebensraum gebunden zu sein. Sie kommen auch in Pinienwäldern vor, die nach Madagaskar eingeschleppt wurden.