2014 bis 2024 je 300 Tiere zum legalen Export freigegeben
Erstbeschreibung:
Brygoo, Blanc & Domergue, 1970
Herkunft des Artnamens:
Édouard-Raoul Brygoo, Charles Pierre Blanc und Charles Antoine Domergue vom damaligen Institut Pasteur in Antananarivo, Madagaskar widmeten die Art Jean-Marie Betsch. Betsch arbeitete seit 1963 in einem Department des Naturhistorischen Museum Paris (Frankreich) in Brunoy, wo er später als Professor tätig war. Der französische Naturwissenschaftler reiste zwischen 1965 und 1973 mehrfach nach Madagaskar. Er beschäftigte sich dort vorwiegend mit der Ökologie des Bodens in tropischen Regenwäldern. Springschwänze waren sein besonderes Steckenpferd.
Verbreitung:
Brookesia betschi lebt im Unterholz und Laub hoch gelegener Regenwälder im Nordosten Madagaskars. Populationen der Art sind aus den Nationalparks Marojejy und Anjanaharibe-Sud sowie Ambolokopatrika zwischen den beiden, aus Manongarivo sowie dem Tsaratanana-Gebirge bekannt. Die Tiere sind eher schwierig zu finden. Das hängt vor allem an den absolut abgelegenen und sehr schwer zu bereisenden Gebieten, in denen sie leben. Alle Wälder, in denen sie vorkommen, benötigen mehrere Stunden Fußmarsches (in den Tropen nicht zu unterschätzen), bis man überhaupt den Waldrand erreicht. Die Verbreitungsgebiete von Brookesia betschi liegen zudem auf rund 1300 Metern Höhe. Wir haben sie bisher in Marojejy etwas darunter auf knapp 1000 m gefunden. Es ist im Regenwald unglaublich anstrengend, bis auf diese Höhen vorzustoßen. Entsprechend wenig besucht sind die Lebensräume von Brookesia betschi.
Aussehen & Größe:
Diese Art zählt zu den mittelgroßen Erdchamäleons. Sie erreichen knapp sechs Zentimeter von der Nasen- bis zur Schwanzspitze, wobei die Männchen kleiner bleiben als die Weibchen. Seitlich entlang des Rückens verlaufen je 11 Tuberkel, die sich auf dem Schwanz fortsetzen. Ein Hüftschild tragen beide Geschlechter nicht. Besonders bei Brookesia betschi sind die auffälligen, knöchernen Fortsätze über den Augen. Bei den Männchen sind diese Fortsätze deutlich ausgeprägter als bei den Männchen, wodurch sich die Geschlechter sehr leicht unterscheiden lassen. Einen so auffälligen Geschlechtsdimorphismus gibt es bei keiner anderen Erdchamäleon-Art auf Madagaskar. Farblich zeigen Brookesia betschi Varianten von beige bis dunkelbraun, wobei meist Fortsätze, Oberkopf, Rücken und die Schwanzoberseite heller gefärbt sind als Kinn, Kehle, Bauch und Schwanzunterseite. Bei den Männchen haben wir Turbekel entlang des Rückens sowie Helmkanten beobachtet, die gelb oder grün gefärbt waren. Bei den Weibchen ist uns so etwas noch nicht aufgefallen.
Besonderheiten:
Es ist uns eher unklar, weshalb diese Art legale CITES-Quoten hat, also theoretisch exportiert werden darf. Sie kommt ausschließlich in geschützten Gebieten vor, in denen die Entnahme von Tieren verboten ist. Praktisch wurde diese Art in den letzten Jahren trotz Quoten nicht exportiert.
Gewichtstabelle
Seit 2022 messen wir die Gewichte von uns gefundener Brookesia betschi auf Madagaskar, soweit die Tiere (und unsere Waagen) mitmachen. Bisher sind es nur wenige Gewichte, langfristig soll sich aus einer möglichst großen Anzahl Messungen ein durchschnittliches Gewicht im Verhältnis zur Kopf-Rumpf-Länge (gemessen von der Nasenspitze bis zur Kloake) ablesen lassen. Wichtig zu wissen ist, dass alle Gewichte gegen Ende der Regenzeit (= bestes Futterangebot) gemessen wurde, es dürfte sich also um Maximalgewichte auf Madagaskar handeln. Dreieckige Symbole bei Weibchen bedeuten nicht trächtig, runde Symbole bedeuten trächtig.
Jan | Feb | Mär | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez | |
Durchschnittl. Temperatur | 26 | 26 | 26 | 25 | 25 | 23 | 23 | 22 | 23 | 24 | 25 | 26 |
Minimale Temperatur | 24 | 24 | 23 | 23 | 22 | 21 | 20 | 19 | 20 | 21 | 22 | 24 |
Maximale Temperatur | 30 | 29 | 29 | 29 | 28 | 27 | 25 | 25 | 25 | 27 | 28 | 30 |
Regentage | 28 | 23 | 27 | 22 | 24 | 21 | 20 | 18 | 23 | 22 | 16 | 25 |
Marojejy besteht vorwiegend aus einem Regenwald, der sich über das gleichnamige heilige Gebirge auf Höhen von 200 bis maximal 2100 m über Meeresniveau erstreckt. In den höchsten Gebieten ist das Klima kühl und die Vegetation karg, die meisten Chamäleons leben jedoch im wärmeren Regenwald darunter. Marojejy verfügt über verschiedene Höhenstufen, auf der jeweils eigene Arten in einem eigenen Klima leben. In der niedrigsten Höhenstufe ist es sehr warm und feucht, in den mittleren und höhen Lagen wird es etwas kühler, aber nicht weniger feucht.
In Marojejy gibt es nur wenig Unterschied zwischen Regen- und Trockenzeit. Die Luftfeuchtigkeit ist stetig sehr, sehr hoch. In der Regenzeit sind die Niederschläge ergiebiger, halten oft Tage an und gehen ab und zu mit schweren Stürmen einher. In der Trockenzeit liegen die Temperaturen etwas niedriger, richtig kalt wird es jedoch nie und es regnet immernoch fast täglich. Und trocken wird es in der Trockenzeit in Marojejy auch nicht. 2022 haben wir die relative Luftfeuchtigkeit an verschiedenen Tagen in der Regenzeit gemessen, die Daten finden sich im Folgenden.
Die UVB-Daten wurden mit einem Solarmeter 6.5 in der Regenzeit, Ende März und Mitte April, zur höchsten Aktivitätszeit der Chamäleons gemessen. Gemessen wurden jeweils maximal für das Chamäleon zu erreichende Werte im Habitat.
Seit 2022 messen wir zusätzlich zu anderen Klimadaten auch den Luftdruck an den von uns besuchten Orten auf Madagaskar. Die folgenden Daten stammen von verschiedenen Tagen während der Regenzeit. Auf der X-Achse befindet sich die Tages- oder Nachtzeit. Auf Madagaskar beginnt der Tag gegen 6 Uhr, die Nacht bricht bereits um 18 Uhr an. Die Y-Achse zeigt den atmosphärischen Luftdruck in hPa an.
Habitat:
Die folgenden Fotos zeigen Ausschnitte aus dem Habitat von Brookesia betschi zwischen Camp Marojejya und Camp Simpona in Marojejy. Das Gebirge von Marojejy besteht aus Bergkämmen und steilen Schluchten, die von kleinen Wasserfällen und Bächen durchzogen sind. Der Regenwald hier besteht aus Urwaldriesen, rutschigen, bemoosten, runden Steinen und sehr üppigem Unterholz. Unzählige Farne, Lianen, riesige Luftwurzeln und Moose aller Arten bestimmen das Bild. Der Boden besteht aus nasser Erde auf Felsen und großen Steinen. Brookesia betschi findet man nachts ruhend auf niedrigen Ästen.
Im Folgenden findest du einige 360°-Bilder aus Marojejy. Mit der Maus kann man sich darin in alle Richtungen drehen. Wenn man auf das Theta-Logo klickt, öffnen sich die Bilder in vergrößerter Ansicht in einem eigenen Fenster. Dort besteht auch die Möglichkeit, die Bilder im Vollbildmodus auszuführen. Viel Spaß beim Anschauen!
Regenwald im Nationalpark Marojejy, Region Sava, Nordost-Madagaskar, April 2022 – Spherical Image – RICOH THETA
Regenwald im Nationalpark Marojejy, Region Sava, Nordost-Madagaskar, April 2022 – Spherical Image – RICOH THETA
Regenwald im Nationalpark Marojejy, Region Sava, Nordost-Madagaskar, April 2022 – Spherical Image – RICOH THETA
Regenwald im Nationalpark Marojejy, Region Sava, Nordost-Madagaskar, April 2022 – Spherical Image – RICOH THETA