Viele Chamäleon-Arten kann man in Deutschland zumindest zeitweise draußen halten. Chamäleons profitieren wie viele andere Reptilien sehr von der echten Sonnenstrahlung, verschiedenen Wettereinflüssen und dem natürlichen Temperaturverlauf in Außengehegen. Sie werden auf Balkon, Terrasse und im Garten aktiver, zeigen ihre bunte Färbung wesentlich besser und kommen leichter in Paarungsstimmung. Ein paar Dinge gibt es bei der Außenhaltung zu bedenken, weshalb wir diesen Artikel verfasst haben. Oben im Bild: Links ein nutzbares Außengehege, das rechte Gehege muss vor dem Einsatz noch begrünt werden.
Das Gehege selbst
Als Außengehege für die Chamäleonhaltung eignen sich am besten Terrarien, die vollständig aus Alugaze oder Käfiggitter bestehen. Geschlossene Terrarien mit Glasscheiben können sich bei Sonneneinstrahlung sehr schnell aufheizen und halten die lebenswichtige UVB-Strahlung ab. Daher sind Terrarien aus der Wohnung für die meisten Außenhaltungen ungeeignet. Das Gehege selbst sollte wie in der Innenhaltung auch mit reichlich Ästen und lebenden Pflanzen ausgestattet sein. Bei der Größe kann man sich an den Terrarienmaßen drinnen orientieren. Auch draußen gilt: Je größer, desto praktischer. Wer große Chamäleons hält oder begehbare Gehege möchte, wird um’s selbst basteln nicht herumkommen. Für kleinere Chamäleonarten oder Jungtiere gibt es verschiedene fertige Außengehege. Einige Varianten und unsere Erfahrungen damit möchten wir im Folgenden vorstellen.
RepTerraX Screen Cage
Für Halter von kleinen und mittelgroßen Chamäleonarten unsere Empfehlung: Die Screen Cages von RepTerraX. Sie bestehen aus Aluminiumprofilen, die mit Alugaze bezogen sind. Die Profile sind sauber verarbeitet und glänzen durch einfachen Aufbau: Man steckt sie einfach ineinander. So kann man das Gehege später auch wieder auseinander bauen, sollte man es im Winter nicht benötigen. Durch die schwarze Alugaze kann man prima in das Gehege hinein schauen. Als Tür dienen 2/3 der Frontfläche. Die Screen Cages haben sich bei uns als sehr stabil erwiesen, sind rostfrei und leicht zu reinigen.
ReptiBreeze
ReptiBreeze werden von Zoo Med hergestellt und bestehen aus Plastikprofilen mit Metallgaze. Der Aufbau erfolgt mit vielen kleinen Schräubchen (im Baumarkt gibt es zur Not Ersatz), ein Ab- und Wiederaufbau ist mehrfach möglich. Durch die schwarze Gaze ist die Einsicht ins Gehege gut, etwa 2/3 der Front dienen als Tür. ReptiBreeze sind unserer Erfahrung nach relativ stabil, allerdings nicht für den jahrelangen Außengebrauch konzipiert. Frühere Modelle fingen bald an zu rosten, dieses Problem soll aber inzwischen behoben worden sein. Eine gute Alternative für Chamäleongehege auf Balkon oder Terrasse, die nicht ewig/dauerhaft benutzt werden sollen.
Flexarien
Flexarien von ExoTerra sind Nylonnetze, die man über ein Gestell aus Plastikrohren zieht. Sie sind leicht aufzubauen und gut zu transportieren. Durch das leichte Gewicht und die zum Öffnen genutzte Reißverschlüsse haben wir Flexarien jedoch als eher wackelige, Problem anfällige Angelegenheit kennengelernt. Die Einsicht durch das Nylongewebe ist etwas dunkler als bei Metallgaze. Wir betrachten Flexarien daher vor allem als günstige Lösung für eine vorübergehende Unterbringung von Chamäleons oder lediglich zum stundenweisen Aufenthalt im Freien.
Vogelvolieren
Vogelvolieren sind eine weitere Alternative, besonders für große Chamäleons. Innenvolieren bzw. Vogelkäfige sind in der Regel sehr rostanfällig und daher nicht zu gebrauchen. Fertige, rostfreie Außenvolieren oder Gitterelemente für den Bau gibt es in allen Größen und Formen. Die meisten sind aus Metall, sehr stabil und für den dauerhaften Außeneinsatz konzipiert. Dafür sind sie natürlich auch entsprechend kostenintensiv. Wichtig ist, keine Volieren mit Draht oder zu großen Gitterabständen zu wählen (siehe Sicherheit) und auf großzügige Türöffnungen zu achten, damit man das Chamäleon auch problemlos wieder heraus fangen kann.
Selbstbauten
Ein bisschen mehr Aufwand ist ein selbst gebautes Gehege schon, aber dafür kann man es genau nach den eigenen Wünschen und Ideen gestalten. Die für Terrarien bewährten Aluprofile bieten rostfreie Baumöglichkeiten. Genauso kann man Holzgestelle zusammenschrauben und diese regentauglich lackieren. Auch hier ist es wichtig, keinen Maschendraht und kein Kaninchengitter zu verwenden, sondern Alugaze oder Draht ohne scharfe Kanten. Den Großteil einer Gehegeseite als Tür zu konzipieren erleichtert das Hineingreifen ins Gehege und damit die spätere Nutzung. Das Foto zeigt Außengehege, für die es hier eine Bauanleitung gibt.
Ob ein Gehege überdacht werden muss, hängt vor allem von Größe und Bepflanzung des Geheges ab. Grundsätzlich tut es Chamäleons bei warmen Temperaturen gut, auch mal in einem Regenschauer zu sitzen. Meist animiert sie das sogar zum Trinken. Aber auch in der Natur suchen Chamäleons Schutz vor dem Regen unter dichten Blätterdächern. Hat man also beispielsweise in einem großen Außengehege niedrigstämmige Obstbäume oder dichte Büsche, die guten Schutz bieten, benötigt man kein Dach über dem Gehege. Ist das Gehege weniger dicht bewachsen oder eher klein ausgefallen, kann eine teilweise Überdachung hilfreich sein.
Standort
Der Standort des Geheges sollte gut durchdacht werden. Im Garten ist es am einfachsten: Hier sucht man sich am besten einen Platz nahe eines Baums oder großen Busches, der Schatten auf 2/3 des Geheges wirft, und knapp 1/3 Sonnenplätze zum Aufwärmen lässt. Auf Balkon oder Terrasse mit freistehenden Gehegen muss man etwas tricksen und gegebenenfalls noch ein paar Sträucher, Palmen oder einen kleinen Baum daneben stellen, um ausreichend schattige Bereiche zu erhalten. Manchmal kann auch ein Sonnensegel helfen. Auf Balkonen in luftigen Höhen sollte man außerdem immer an einen windgeschützten Standort denken.
Und Vorsicht – die Sonne wandert über den Tag! Klingt eigentlich selbstverständlich, wird aber oft nicht bedacht. Ein Gehege, das ungünstig steht, kann morgens im Schatten, aber am Mittag komplett ungeschützt in der Sonne stehen. Bei den ersten Testläufen sollte man also Chamäleon und Gehege beaufsichtigen, um im Zweifel noch nachbessern oder einen anderen Standort wählen zu können.
Temperaturen
Generell sollte auf passende Temperaturen geachtet werden – nachmessen ist dabei besser als schätzen. Chamäleons können wie alle Reptilien überhitzen, wenn sie zu hohen Temperaturen ausgesetzt sind, und Frostschäden bei zu niedrigen Temperaturen davontragen. Überhitzte Chamäleons werden farblich sehr hell, öffnen das Maul und laufen teils sogar auf dem Boden herum, um kühlere Plätze zu finden.
Ein Thermometer im Sonnenbereich des Geheges und eines im Schatten helfen, den richtigen Standort und die richtige Jahreszeit für die Außenhaltung herauszufinden. Man misst am besten am Tag und in der Nacht, um jeweils Maximal-, Durchschnitts- und Minimaltemperaturen herauszufinden. Diese kann man dann mit den Temperaturen im natürlichen Lebensraum vergleichen. Grundsätzlich gilt: Arten, die im madagassischen Hochland vorkommen, sollten nicht unbedingt im Hochsommer bei über 30°C in der Sonne stehen. Ein Pantherchamäleon dagegen, das von der Nordwestküste kommt, lebt mit Temperaturen um 30°C im Schatten gut, möchte dafür aber nachts nicht unter 10°C kommen. Auch stundenweise Aufenthalte im Freien tun Chamäleons gut – vorausgesetzt, dass die Tiere Handling gewöhnt sind. Passen die Temperaturen, können Chamäleons auch wunderbar über Nacht im Gehege draußen bleiben.
Auch draußen sollten Chamäleon-Gehege regelmäßig mit Wasser besprüht werden, per Hand oder mit Hilfe einer Regenanlage. Möchte man die Temperaturen im Gehege senken, helfen auch nasse Handtücher und stündliches Sprühen. Eine Tropftränke ermöglicht es dem Chamäleon, nach Belieben zu trinken.
Wasserversorgung
Auch in Außengehegen sollten Chamäleons stets mit Wasser versorgt werden – es sei denn, es regnet viel und intensiv bei trotzdem passenden Temperaturen. Zur einfachen und extrem regenähnlichen Wasserversorgung von Chamäleons in Außengehegen gibt es hier einen sehr guten Tipp.
Sicherheit beim Außengehege
Soll das Gehege im Garten stehen, ist eine Absicherung des Bodens mit Gittern sinnvoll (eingegraben oder auf dem Boden befestigt). Marder oder Ratten können sich sonst von unten ins Gehege buddeln und im schlechtesten Fall das Chamäleon schwer verletzen. Ratten gibt es übrigens überall und nicht nur in vermeintlich schmutzigen oder herunter gekommenen Wohngegenden. Auch wenn man sie tagsüber so gut wie nicht sieht, können sie in der Nachbarschaft und im eigenen Garten nachts unterwegs sein.
Hat man sich für eher weitmaschige Gitter beim Gehegbau entschieden, kommen Insekten als potenzielle Beutetiere leichter ins Gehege des Chamäleons. Genauso bieten weitmaschige Gehege jedoch auch frei laufenden Katzen, Krähen und anderen Beutegreifern die Möglichkeit, Chamäleons leichter „heraus zu angeln“ oder zu verletzen. In diesem Fall kann man überlegen, ein zweites Drahtgeflecht mit einigem Abstand rund um das Gehege anzubringen, so dass jeglicher Eingriff verhindert wird. Bei weitmaschigem, grobem Gehegedraht ist außerdem die potenzielle Verletzungsgefahr für das Chamäleon zu berücksichtigen. Es ist schon vorgekommen, dass Chamäleons durch sehr weitmaschigen Draht durchgeschossen haben, um ein Insekt zu erreichen, sich aber die Zunge beim Zurückziehen schwer verletzten. Hier muss man die Maschenweite an das Tier und vor allem seine Zungengröße anpassen – bei Pantherchamäleons und größeren Arten sollten Maschengrößen unter 2 cm unproblematisch sein. Schwere, große Chamäleonarten verletzten sich an Drähten immer mal wieder die Füße, man sollte daher auf scharfkantigen Draht und besonders dünne Varianten bei großen Chamäleonfüßen eher verzichten.
Stehen Gehege unbeaufsichtigt im Garten und spielen Kinder in der Nähe, ist die Anbringung eines kleinen Schlosses oder einer anderen Absicherung sinnvoll. Die meisten Gehege sind schnell geöffnet, und das in der Sonne aufgewärmte Chamäleon entsprechend schnell verschwunden. Zuletzt ganz selbstverständlich, aber wir erwähnen es trotzdem nochmal: Sind Unwetter angekündigt, ist es sicherer, Chamäleons in ihre Terrarien nach drinnen zu bringen. Die meisten Gehege bieten durch die viele Gaze zwar nicht allzu viel Angriffsfläche für Wind, können aber z.B. bei Hagel beschädigt werden oder bei einer Sturmböe doch mal „abheben“.
Anzeigepflicht von Außengehegen
In Deutschland gilt seit dem 01. März 2010 eine Anzeigepflicht für Außengehege, die fest bzw. dauerhaft im Garten installiert sind. Das heißt, wer ein einbetoniertes Gehege, ein umgebautes Gewächshaus, eine im Boden verankerte Voliere oder ähnliches für seine Chamäleons im Garten bauen will, der muss der zuständigen Behörde die Errichtung melden. Grundlage ist § 43 des Bundesnaturschutzgesetzes. Unter die Anzeigepflicht fallen alle privaten, fest eingefriedeten Gehege, die an mindestens sieben Tagen im Jahr genutzt werden. Der Behörde muss mindestens einen Monat vor Errichtung mitgeteilt werden, wie groß das Gehege ist.
Eine Genehmigungspflicht für dauerhafte Außengehege gibt es zur Zeit nur in Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen. Vor 2010 errichtete Gehege müssen in Baden-Württemberg, Brandenburg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Sachsen nicht nachträglich angezeigt werden. Bayern, Berlin, Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Thüringen und das Saarland hatten bereits zuvor eine Anzeigepflicht, in diesen Bundesländern mussten fest installierte Außengehege also auch schon vorher gemeldet werden. In Sachsen-Anhalt mussten auch bis 2010 bereits errichtete Gehege nachträglich noch angemeldet werden. Schleswig-Holstein verzichtet inzwischen auf die Meldung von Gehegen, die kleiner sind als 50 m².
Die meisten Außengehege für Chamäleons sind nicht dauerhaft im Garten aufgebaut und beweglich (verschiebbar, auf Rollen oder versetzbar), so dass sie nicht unter die Anzeigepflicht fallen. Wer jedoch eine ganze Gartenhütte oder ein Gewächshaus zur zeitweisen Chamäleonhaltung umbauen möchte oder große, feststehende Gehege plant, sollte sich unbedingt zuvor mit den geltenden Gesetzen befassen. Ab 30 m³ Rauminhalt ist beispielsweise zusätzlich eine Baugenehmigung in Deutschland erforderlich.