Maulfäule

Maulfäule – was ist das?

„Maulfäule“ ist die gebräuchliche Bezeichnung für eine Entzündung der Maulschleimhaut bei Chamäleons. Der Fachbegriff lautet Stomatitis, ist der Knochen und sind Muskeln ebenfalls betroffen spricht man von Osteomyelitis. Beides kommt auch bei Chamäleons auf Madagaskar vor.

Ursachen

Zuerst besteht meistens eine kleine Läsion irgendwo im oder am Maul. Diese kann sich sowohl in der Maulschleimhaut selbst als auch in der beschuppten Haut, also z.B. an den Lippen, auf dem Nasenrücken oder am Kinn, befinden. Leider wird dieses erste kleine Anzeichen oft übersehen oder für nicht behandlungswürdig gehalten. Die Ursachen für Läsionen im Maulbereich können ein Biss eines sich wehrenden geschossenen Futtertiers sein, eine Verletzung durch Terrarieneinrichtung, einen Geschlechtspartner bei der Paarung oder eine Verletzung beim Biss in eine menschliche Hand oder einen Gegenstand. In Frage kommt eigentlich alles, was an der empfindlichen Maulschleimhaut oder außerhalb kleine Verletzungen setzen kann. Auch Frakturen der Kiefersymphyse nach einem Sturz kommen als Ursache in Frage. Gerade Wildfänge, die mit einem durch den Transport geschwächten Immunsystem hier ankommen, haben gerne mal bereits infizierte Läsionen, die sie sich in den engen Transportbehältern durch andere Tiere oder durch Abwehrbewegungen und Bisse beim Einfangen und Händeln zugefügt haben. Auf Madagaskar findet man besonders in Regenwaldgebieten immer wieder Chamäleons mit starker Maulfäule, verursacht durch Bisse von Artgenossen oder Angriffe durch Beutegreifer (z.B. Vögel).

Maulfäule

Stark fortgeschrittene Maulfäule, die den Nasenfortsatz bereits zerfressen hat, bei einem Calumma parsonii cristifer in Analamazaotra

Das Maul von Chamäleons enthält viele verschiedene fakultativ pathogene Bakterien, mit denen die anfänglich kleine Wunde in kürzester Zeit infiziert ist. Der Körper reagiert darauf mit einer Entzündung. Im besten Fall schafft der Körper es, die Bakterien zu vernichten und die Wunde wieder sauber zu verschließen. Bei Chamäleons breitet sich die Entzündung leider gerne aus, wird eitrig und greift den direkt unter der Maulschleimhaut liegenden Knochen an. Der Knochen wird nach und nach regelrecht „zerfressen“. Nicht optimale Haltungsbedingungen, z.B. Stickluft, Bakterienbrutstätten wie Nebler oder Wasserfälle sowie ein hoher Stresspegel durch Vergesellschaftung, unzureichende Bepflanzung, falsche Beleuchtung oder ständiges Handling spielen eine wichtige Rolle. Sie schwächen das Immunsystem des Chamäleons langfristig und begünstigen so die Erkrankung.

Einige Chamäleonarten neigen auch zu Entzündungen der Temporaldrüsen im Mundwinkel, die sich ebenfalls ausbreiten und die gleichen Symptome einer Maulfäule hervorrufen können.

Symptome – Was sind Anzeichen von Maulfäule?

Erstes mögliche Symptom ist eine kleine Läsion, vielleicht nur in Form einiger kleiner, schwarzer Schuppen oder bei genauer Inspektion des Mauls zu erkennen. Bereits diese sollte tierärztlich behandelt werden, um einer bakteriellen Infektion und der Entwicklung von Maulfäule vorzubeugen. Ansonsten ist das frühe Erkennen einer Maulfäule oft schwierig.

Ist die Schleimhaut bereits entzündet und fortgeschritten, kann man im Maul des Chamäleons eitrige, gelbliche oder schwärzlich-dunkle, fest-bröckelige Massen an Zähnen oder Kieferleiste finden. Herausgelöst hinterlassen sie tiefe Löcher, die bis in den Knochen reichen können. Manche Tiere speicheln vermehrt, die meisten zeigen Umfangsvermehrungen im Bereich des Kopfes. Bei sehr schweren Fällen kann das betroffene Tier auch mal Knochen- und Eiterstücke bei Bissen verlieren, bei bestimmten Bakterien riecht das Chamäleon sehr typisch aus dem Maul. Einige Chamäleons stellen bei schwerer Maulfäule das Fressen ein, erstaunlicherweise fressen aber die meisten Chamäleons selbst mit massiver Maulfäule bis zu ihrem Tod noch. Das unauffällige Schießen von Futtertieren und deren Verzehr ist daher kein Anzeichen dafür, dass es dem Chamäleon gut geht.

Oft entdeckt man das Problem als Halter erst, wenn eine eitrige Infektion schon zu größeren Umfangsvermehrungen am Kiefer des Chamäleons geführt hat.

 Diagnostik und Therapie

Das Wichtigste bei der Therapie ist, so früh wie möglich einen reptilienkundigen Tierarzt aufzusuchen. Die Therapie der Maulfäule ist langwierig und schwierig – zumeist, weil die Erkrankung erst spät entdeckt wird. Früh gefundene, kleine Verletzungen lassen sich sehr gut behandeln.

Maulfäule

Eiternder Oberkiefer und Nasenfortsatz bei einem yellow giant Calumma parsonii parsonii

Beim Tierarzt wird zuerst einmal das Maul sehr sorgfältig untersucht werden. Die Wunde wird gereinigt, desinfiziert und versorgt. Von der infizierten Wunde wird ein Abstrich oder Tupfer genommen, der dann für eine bakteriologische Untersuchung genutzt wird (damit versucht man herauszufinden, welche Bakterien genau in diesem Fall an der Entzündung beteiligt sind). Wichtig ist auch das Anfordern eines Resistenztests, um das richtige und vor allem wirksame Antibiotikum zur Therapie gegen die vorhandenen Keime zu finden (selten sind auch Pilze beteiligt, die gesondert behandelt werden müssten). Nicht alle Antibiotika wirken gegen alle Bakterien gleich gut, einige wirken gegen bestimmte Bakterien gar nicht. Die Anwendung ungeeigneter Antibiotika führt zu weiterer Resistenzbildung der vorhandenen Bakterien, hilft dem Chamäleon nicht und kostet unnötig Geld – von Eigenversuchen und Selbstmedikation ist daher dringend abzuraten. Solange das Ergebnis des Resistenztests noch nicht vorliegt (die Anzüchtung der Bakterien dauert einige Tage), bekommt das Chamäleon ein vom Tierarzt ausgesuchtes Breitbandantibiotikum. Je nach Schwere des Falls muss das Tier zusätzlich Schmerzmittel bekommen. Eine regelmäßige Reinigung des entzündeten Maulbereichs samt Versorgung gehört in den folgenden Tagen bis Wochen zur Therapie.

Der Tierarzt wird gegebenenfalls ein Röntgenbild anfertigen, um beurteilen zu können, ob die Entzündung bereits knöcherne Strukturen betrifft. In einigen Fällen kann das operative Entfernen eines Teils der Zahnleiste oder eines Unterkiefers nötig sein, um das Chamäleon zu retten. Mit einem fehlenden Stück Unterkiefer oder Zahnleiste kann das Tier – vorausgesetzt die Entzündung ist erfolgreich bekämpft worden – gut leben.

Stellt sich auch nach Monaten der Therapie keinerlei Verbesserung ein oder verschlechtert sich der Zustand des Chamäleons zusehends und gravierend, ist eine Euthanasie die einzige und letzte Möglichkeit, dem Tier zu helfen.

Unbehandelt und unter ungünstigen Bedingungen kann grundsätzlich jede Läsion in und um das Maul zu Maulfäule führen.

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