kein legaler Export möglich
Erstbeschreibung:
Herkunft des Artnamens:
Der deutsche Zoologe Albert Carl Ludwig Gotthilf Günther, damals Direktor der Zoologischen Abteilung des Naturhistorischen Museums von London (Großbritannien), erhielt in den 1870er Jahren eine kleine Sammlung von Chamäleons. Sie stammten vom britischen Missionar George Andrew Shaw aus Fianarantsoa. Drei Chamäleons der Sammlung beschrieb Günther als neue Art. Er hielt sie für sehr nahe Verwandte von Furcifer bifidus, meinte aber, die Art seit deutlich kleiner. Daher gab er der neuen Art den lateinischen Namen minor, zu Deutsch „klein“.
Verbreitung:
Diese Chamäleonart bewohnt die kühleren Gegenden des zentralen Hochlandes. Dabei werden die Gegenden von Ambositra bis hin nach Ivato und Itremo besiedelt, welche ca. 230 Kilometer südlich der Hauptstadt Antananarivo gelegen sind. Diese Tiere konnten wir in Papayapflanzungen und auch in den kargen Überresten des Primärwaldes finden, sie sind jedoch bei Weitem nicht so stark an Sekundärvegetation angepasst wie beispielsweise Furcifer lateralis. Insgesamt sind die Tiere schwierig zu finden und eher ein seltener Fund.
Aussehen und Größe:
Diese sehr attraktiv gefärbte Chamäleonart gehört zu den mittelgroßen Chamäleons und erreicht eine Größe von 16 cm bei den Weibchen und bis zu 23 cm Gesamtlänge bei den Männchen. Die Männchen haben zwei auffällige Nasenfortsätz mit gezackten Kämmen und sind mit einem beige-grauen oder braunen Farbkleid mit drei diagonalen, hellen Banden auf der hinteren Hälfte des Körper ausgestattet. Die Weibchen sind bunter gefärbt und haben ein grünes Farbmuster mit lilafarbenen Punkten. Während der Trächtigkeit sind die Weibchen sehr auffallend gefärbt und zeigen oft ihre Stressfärbung: Eine gelbe Bänderung auf fast schwarzem Untergrund mit violetten Punkten an den Flanken und roter Punktmusterung auf dem Kopf. Ein undeutlicher Parietal-, Lateral- und Temporalkamm kann bei beiden Geschlechtern vorhanden sein, der Rückenkamm besitzt nur im vorderen Bereich einzelne, vergrößerte Kegelschuppen. Zwischen Armen und Flanken zeigen diese Chamäleons zwei schwarz umrandete Flecken, die bei den Weibchen in Stressfärbung blau-rot leuchten. Der Bauchkamm ist nicht ausgeprägt, weist aber eine durchgehende weiße Farbe auf.
Fortpflanzung:
Diese Chamäleons legen zwischen 10 bis 15 Eier, welche im Laufe der Inkubation einen Temperatursturz bis auf 15 Grad und niedriger überstehen. Nach 190 bis 230 Tagen schlüpfen dann die kleinen Chamäleonbabys. In der Terraristik hat sich die Art bisher nur vereinzelt wiedergefunden.
Jan | Feb | Mär | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez | |
Durchschnittl. Temperatur | 21 | 22 | 20 | 19 | 17 | 15 | 14 | 15 | 16 | 19 | 20 | 20 |
Minimale Temperatur | 17 | 17 | 16 | 15 | 12 | 10 | 10 | 10 | 11 | 13 | 15 | 16 |
Maximale Temperatur | 26 | 27 | 26 | 25 | 23 | 21 | 20 | 21 | 24 | 26 | 27 | 26 |
Regentage | 26 | 23 | 25 | 19 | 17 | 18 | 21 | 21 | 16 | 17 | 20 | 24 |
Die angegebenen Daten wurden von uns innerhalb mehrerer Jahre mit Thermo- und Hygrometern direkt an den Fundorten der Tiere gemessen und zusammengetragen. "Durchschnittliche Temperatur" bedeutet, dass die Werte eines gesamten Monats zu einem Durchschnittswert berechnet wurden, z.B. wurden alle gemessenen Minimalwerte eines Monats zu einem durchschnittlichen Minimalwert für Februar berechnet. Das bedeutet im Klartext, dass einzelne Spitzenwerte eines Tages deutlich höher oder niedriger als die durchschnittlichen Minimal- und Maximalwerte liegen können. Es ist also möglich, dass zwar das durchschnittliche Maximum bei 29 Grad liegt, es aber an einigen Tagen des Monats 33°C oder gar 35°C warm war.
Ambositra liegt im zentralen Hochland Madagaskars auf einer Höhe von rund 860 m über Meeresniveau. Entsprechend ist das Klima hier deutlich kühler als an der Küste oder im Süden der Insel. Ambositra gilt als eine der kältesten Städte Madagaskars.
In der Regenzeit erreicht die Region ihre Höchsttemperaturen mit um die 25°C, in der Sonne können es knapp 30°C werden. Nachts wird es jedoch empfindlich kalt mit Temperaturen um die 15°C. Es regnet dabei fast täglich, erst mit Einsetzen der Trockenzeit ab April gehen die Niederschläge ein wenig zurück. "Trocken" wird es aber nicht, es regnet auch während der Trockenzeit mindestens jeden zweiten Tag. In der Trockenzeit wird es sogar noch kälter: Tagsüber erreicht Ambositra dann nur noch mit Mühe über 20°C, und nachts sinken die Temperaturen bis auf 10°C und vereinzelt sogar darunter.
Die UVB-Daten wurden mit einem Solarmeter 6.5 im Frühjahr (Ende März) zur höchsten Aktivitätszeit der Chamäleons gemessen. Gemessen wurden jeweils maximal für das Chamäleon zu erreichende Werte im Habitat.
Habitat:
Furcifer minor lebt sehr versteckt in Sekundärvegetation. Man kann sie in vereinzelten Kaffeeplantagen um Itremo herum finden. Die Bäumchen sind in der Regel eher klein, um die Ernte zu erleichtern, und mit Rankpflanzen bewachsen. Der Erdboden ist von Laub bedeckt und viele kniehohe Pflanzen umgeben die Bäumchen. Ein anderer Lebensraum nahe Ambositra sind Reste von Trockenwäldern in einer savannenartigen Landschaft, wobei Furcifer minor knorrige, mittelgroße Bäume bevorzugt. Im Gras direkt im offenen Gelände haben wir sie noch nie gefunden.
Im Folgenden findest du einige 360°-Bilder aus einem Habitat nahe Ambositra. Mit der Maus kann man sich darin in alle Richtungen drehen. Wenn man auf das Theta-Logo klickt, öffnen sich die Bilder in vergrößerter Ansicht in einem eigenen Fenster. Dort besteht auch die Möglichkeit, die Bilder im Vollbildmodus auszuführen. Viel Spaß beim Anschauen!
Habitat von Furcifer campani zwischen Ambositra und Ranomfana, Madagaskar, März 2018 – Spherical Image – RICOH THETA