Furcifer voeltzkowi

CITES-Quoten
kein legaler Export möglich

Erstbeschreibung: IUCN Red List: not evaluated

Boettger, 1893

Herkunft des Artnamens:

Der Paläontologe Oskar Böttger, damaliger Kurator des Senckenberg-Museums in Frankfurt am Main, widmete diese Chamäleonart dem deutschen Zoologen Alfred Voeltzkow. Voeltzkow arbeitete als Privatdozent in Straßburg, wurde aber zum Teil vom Senckenberg-Museum unterstützt. Er unternahm mehrere Expeditionen nach Madagaskar. Zwischen 1889 und 1905 sammelte Voeltzkow auf der Insel verschiedenste Arten Vögel, Insekten, Reptilien und Pflanzen.

Verbreitung:

Furcifer voeltzkowi lebt in den Trockenwäldern eines kleinen Schutzgebietes namens Antrema. Es liegt auf der Halbinsel Katsepy an der Westküste Madagaskars, direkt gegenüber der Großstadt Mahajanga. Die Bucht von Bombetoka, rot gefärbt durch die Mündung des Flusses Betsibokas in den Kanal von Mosambik, trennt Katsepy von Mahajanga. Der Trockenwald von Antrema wird leider nur sehr wenig besucht und ist stark von Abholzung bedroht. Furcifer voeltzkowi kommt jedoch nicht nur im eigentlichen Trockenwald vor, sondern nutzt auch Sekundärvegetation wie Eukalyptus-Bäume und Mangos. Ein weiteres Verbreitungsgebiet der Art liegt bei Soalala, einem sehr schwer zugänglichen Waldrest etwas weiter südlich von Katsepy an der Westküste. Dorthin zu kommen ist selbst während der Trockenzeit nur schwer möglich.

Aussehen und Größe:

Furcifer voeltzkowi sieht seiner Schwesternart, Furcifer labordi, enorm ähnlich. Furcifer voeltzkowi wird jedoch deutlich größer:  Gesamtlängen von 15 bis 23 cm bei den Weibchen und 23 bis 26 cm bei den Männchen. Außerdem tragen die Männchen von Furcifer voeltzkowi einen kleineren, knöchernen Nasenfortsatz und einen niedrigeren Helm. Beide Geschlechter tragen einen Kehl-, Bauch- und Rückenkamm.

Farblich sind beide Geschlechter von Furcifer voeltzkowi kleine Farbexplosionen. Die Männchen sind hellgrün mit weißen Lippen und weißem, nahezu durchgehendem Lateralstreifen. Am Kopf ist die Haut zwischen den grünen Schuppen teils ebenfalls weiß. Bei Erregung können die Männchen knallgelb mit dunkelgrünen, dünnen Streifen und neongrüner Marmorierung werden. Die Weibchen sind hellgrün mit hellblauen bis weißen Flecken im Brust- und Bauchbereich sowie lila und schwarzer Musterung im Rückenbereich. Über der Schulter nach hinten ziehen sich mehrere rote, schwarz umrahmte Flecken. Während der Trächtigkeit und bei Stress zeigen weibliche Furcifer voeltzkowi eine beeindruckend andere Färbung: Sie sind dann schwarz mit weißen Flecken, die Seiten sind leuchtend lila-bläulich. Eine interessante Beobachtung auf iNaturalist deutet darauf hin, dass jüngere Weibchen möglicherweise eine eher grüne Färbung, bei Erregung mit dunklen Streifen, aufweisen.

Lebenszyklus:

Vermutlich leben Furcifer voeltzkowi nur ähnlich kurz wie die Schwesternart Furcifer labordi. Die Jungtiere schlüpfen je nach Beginn der Regenzeit im Oktober oder November, paaren sich dann bereits im Februar oder März und sterben vermutlich kurz danach wieder. Wie bei Furcifer labordi dürfte die Lebenszeit von Furcifer voeltzkowi damit sehr eng an die Regenzeit geknüpft sein.

Besonderheiten:

Über viele Jahrzehnte dachte man, die Art gehöre zu Furcifer labordi. Erst 2018 konnte mittels im Museum noch vorhandener Exemplare nachgewiesen werden, dass es sich bei Furcifer voeltzkowi um eine eigenständige Art handelt. 2020 erfolgte dann auch der erste Nachweis lebender Chamäleons der Art in der Wildnis Madagaskars seit mehr als hundert Jahren durch Frank Glaw, David Prötzel, Falk Eckhardt und weitere Forscher. Dabei wurden auch erstmals Weibchen von Furcifer voeltzkowi beschrieben, die bis 2020 unbekannt gewesen waren.

Gewichtstabelle

Seit 2020 messen wir die Gewichte von uns gefundener Furcifer voeltzkowi auf Madagaskar, soweit die Tiere (und unsere Waagen) mitmachen. Bisher sind es nur wenige Gewichte bei dieser Art, langfristig soll sich aus einer möglichst großen Anzahl Messungen ein durchschnittliches Gewicht im Verhältnis zur Kopf-Rumpf-Länge (gemessen von der Nasenspitze bis zur Kloake) ablesen lassen. Wichtig zu wissen ist, dass alle Gewichte gegen Ende der Regenzeit (= bestes Futterangebot) gemessen wurde, es dürfte sich also um Maximalgewichte auf Madagaskar handeln. Dreieckige Symbole bei Weibchen bedeuten nicht trächtig, runde Symbole bedeuten trächtig.

 

Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Durchschnittl. Temperatur 27 28 28 28 27 26 25 26 27 28 29 29
Minimale Temperatur 24 24 24 25 22 20 20 20 22 24 25 24
Maximale Temperatur 31 31 32 33 33 31 30 32 32 33 33 32
Regentage 18 16 14 5 1 1 0 1 1 3 8 15

Die angegebenen Daten wurden von uns innerhalb mehrerer Jahre mit Thermo- und Hygrometern direkt an den Fundorten der Tiere gemessen und zusammengetragen. "Durchschnittliche Temperatur" bedeutet, dass die Werte eines gesamten Monats zu einem Durchschnittswert berechnet wurden, z.B. wurden alle gemessenen Minimalwerte eines Monats zu einem durchschnittlichen Minimalwert für Februar berechnet. Das bedeutet im Klartext, dass einzelne Spitzenwerte eines Tages deutlich höher oder niedriger als die durchschnittlichen Minimal- und Maximalwerte liegen können. Es ist also möglich, dass zwar das durchschnittliche Maximum bei 29 Grad liegt, es aber an einigen Tagen des Monats 33°C oder gar 35°C warm war.

Das Klima auf der Halbinsel Katsepy ist vor allem eins: Unglaublich heiß. Man schwitzt eigentlich immer, auch wenn man sich gar nicht bewegt. Temperaturen über 30°C sind die Regel. Nachts fallen die Temperaturen in der Regenzeit nur knapp unter 25°C, während der Trockenzeit jedoch deutlich tiefer bis zu 18°C. Damit ist vor allem in der Trockenzeit der Unterschied zwischen Tages- und Nachttemperaturen teils ganz enorm.

Katsepy hat nur eine kurze Regenzeit von November bis März, in der sich die Pflanzenwelt erholen kann. In einzelnen Jahren fällt sie sogar kürzer aus. Ab etwa April wird es nahezu staubtrocken auf Katsepy - Regentage sind bis in den Oktober hinein die absolute Ausnahme. Sonne und Hitze gibt es dafür jeden Tag im Übermaß.

2020 UVI Katsepy

Die UVB-Daten wurden mit einem Solarmeter 6.5 im Frühjahr (März) zur höchsten Aktivitätszeit der Chamäleons gemessen. Gemessen wurden jeweils maximal für das Chamäleon zu erreichende Werte im Habitat.

Leider sind noch keine Bodentemperaturen für Katsepy verfügbar.

Habitat:

Die Art lebt sowohl im Trockenwald von Antrema als auch in der angrenzenden, verwilderten Sekundärvegetation. Wählerisch scheinen Furcifer voeltzkowi nicht zu sein. Man findet sie auf Mangos genauso wie auf einheimischen Pflanzen. Sie bevorzugen dicht belaubte Bäume mit dünnen Ästchen und schrecken auch vor Büschen mit vielen Stacheln nicht zurück. Der Boden der Halbinsel Katsepy besteht mehrheitlich aus Laterit oder einem Sand-Laterit-Gemisch.

Im Folgenden findest du einige 360°-Bilder aus Katsepy, die wir während der Regenzeit aufgenommen haben. Mit der Maus kann man sich darin in alle Richtungen drehen. Wenn man auf das Theta-Logo klickt, öffnen sich die Bilder in vergrößerter Ansicht in einem eigenen Fenster. Dort besteht auch die Möglichkeit, die Bilder im Vollbildmodus auszuführen. Viel Spaß beim Anschauen!

Sekundärvegetation auf der Halbinsel Katsepy, Region Boeny, West-Madagaskar, März 2020 – Spherical Image – RICOH THETA

Sekundärvegetation auf der Halbinsel Katsepy, Region Boeny, West-Madagaskar, März 2020 – Spherical Image – RICOH THETA

Sekundärvegetation auf der Halbinsel Katsepy, Region Boeny, West-Madagaskar, März 2020 – Spherical Image – RICOH THETA

Sekundärvegetation auf der Halbinsel Katsepy, Region Boeny, West-Madagaskar, März 2020 – Spherical Image – RICOH THETA

Sekundärvegetation auf der Halbinsel Katsepy, Region Boeny, West-Madagaskar, März 2020 – Spherical Image – RICOH THETA

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