kein legaler Export möglich
Erstbeschreibung:
Prötzel, Scherz, Ratsoavina, Vences & Glaw, 2020
Herkunft des Artnamens:
David Prötzel, Mark D. Scherz und Frank Glaw von der Zoologischen Staatssammlung München, Fanomezana M. Ratsoavina von der Universität von Antananarivo (Madagaskar) sowie Miguel Vences vom Zoologischen Institut der TU Braunschweig benannten die Art auf Wunsch des Indonesiers Wewin Tjiasmanto nach dessen Mutter, Emelina Widjojo. Tjiasmanto hatte über das Projekt BIOPAT eine Patenschaft für eine Chamäleonart übernommen. Dabei zahlt der jeweilige Pate für eine Patenschaft ab 2600 € aufwärts. Das Geld wird ausschließlich zur Unterstützung wissenschaftlicher Forschungsprojekte verwendet. Im Gegenzug darf der Pate einer neu entdeckten Pflanzen- oder Tierart seiner Wahl einen Wunschnamen verleihen.
Verbreitung:
Calumma emelinae ist aus verschiedenen über 750 m über Meeresniveau gelegenen Regenwald-Resten der Ostküste Madagaskars bekannt. Die bisherigen Fundorte liegen zwischen Anosibe an’Ala im zentralen Osten und dem See Alaotra, einem der wichtigsten Anbaugebiete für Reis. Wir haben die Art bisher stets in einem kleinen Wald nahe Moramanga sowie sehr häufig in Andasibe und Vohimana gefunden. Tatsächlich kommt Calumma emelinae nach Sichtung unserer Fotos der letzten Jahre im berühmtesten Nationalpark Madagaskars, Andasibe-Mantadia, bei Weitem öfter vor als das bis mit dieser Art lange verwechselte Calumma nasutum. Eine weitere Population von Calumma emelinae lebt in der Region des Makira-Plateaus im Norden Madagaskars. Da es für Reisende weitestgehend unzugänglich ist, gibt es von dort bisher kaum Aufnahmen.
Aussehen und Größe:
Calumma emelinae wird nicht besonders groß. Mit nur 8,3 bis 10,3 cm von der Nasen- bis zur Schwanzspitze ist diese Art bereits ausgewachsen. Beide Geschlechter tragen einen runden Nasenfortsatz, der bei den Weibchen jedoch kleiner ausfällt als bei den Männchen. Die rostrale Schuppe direkt unter der Nase ist bei Calumma emelinae nicht in den Nasenfortsatz selbst integriert. Bei den Männchen ist der Helm sehr niedrig (nur 0,5-1,1 mm), dafür tragen sie meist einen Dorsalkamm von sieben bis zehn Kegelschuppen (die Anzahl variiert). Die Weibchen tragen keinen Dorsalkamm. Farblich sind die Männchen von Calumma emelinae hübscher als die Weibchen: Sie sind hellgrün-grau marmoriert mit weißem Lateralstreifen, die Arme und Beine tragen ein markanteres Grün. Die Weibchen sind grau-weiß mit hellgrünen Flecken, wodurch vor allem Arme, Beine und Kopf sehr grün wirken. Der Nasenfortsatz kann bei den Weibchen ein paar hellblaue Schuppen tragen.
Jan | Feb | Mär | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez | |
Durchschnittl. Temperatur | 23 | 24 | 23 | 23 | 22 | 19 | 19 | 19 | 20 | 21 | 22 | 23 |
Minimale Temperatur | 20 | 20 | 20 | 19 | 18 | 15 | 15 | 15 | 15 | 16 | 18 | 19 |
Maximale Temperatur | 27 | 27 | 27 | 27 | 25 | 23 | 23 | 23 | 24 | 25 | 26 | 27 |
Regentage | 27 | 24 | 26 | 19 | 17 | 18 | 21 | 20 | 15 | 16 | 20 | 25 |
Die angegebenen Daten wurden von uns innerhalb mehrerer Jahre mit Thermo- und Hygrometern direkt an den Fundorten der Tiere gemessen und zusammengetragen. "Durchschnittliche Temperatur" bedeutet, dass die Werte eines gesamten Monats zu einem Durchschnittswert berechnet wurden, z.B. wurden alle gemessenen Minimalwerte eines Monats zu einem durchschnittlichen Minimalwert für Februar berechnet. Das bedeutet im Klartext, dass einzelne Spitzenwerte eines Tages deutlich höher oder niedriger als die durchschnittlichen Minimal- und Maximalwerte liegen können. Es ist also möglich, dass zwar das durchschnittliche Maximum bei 29 Grad liegt, es aber an einigen Tagen des Monats 33°C oder gar 35°C warm war.
Drei Beispiele für einen Tagesverlauf der Temperaturen rund um den See Ampitabe in der Regenzeit finden sich im Folgenden. Sie wurden 2023 mit Datenloggern aufgezeichnet.
Die Region um Andasibe mit den dazugehörigen Wäldern Mantadia, Mitsinjo und Analamazaotra liegen im östlichen Hochland Madagaskars auf Höhen zwischen 900 und 1250 m über Meeresniveau. Es wird deshalb tagsüber zwar mal über 25°C warm, über die 30°-Grenze klettert das Thermometer aber eher selten oder nur in Sonnenflecken. Nachts fallen die Temperaturen vor allem während der Trockenzeit tief in den Keller. 10° bis 15° Grad sind die Regel.
Die Luftfeuchtigkeit in den Regenwäldern um Andasibe ist das ganze Jahr über hoch. Während der Regenzeit regnet es täglich ausgiebig, manchmal hält der Regen über Tage an. Aber auch die Trockenzeit unterscheidet sich nicht massiv, außer dass sie insgesamt etwas kühlere Temperaturen aufweist und nachts tiefere Temperaturen erreicht. Es regnet trotzdem mindestens jeden zweiten Tag. Regen, hohe Luftfeuchtigkeit und nächtlicher Temperatursturz sind daher die zentralen Punkte im Klima Andasibes. 2023 haben wir mit Datenloggern die relative Luftfeuchtigkeit an verschiedenen Tagen rund um Andasibe in der Regenzeit gemessen, die Daten finden sich im Folgenden.
Die UVB-Daten wurden mit einem Solarmeter 6.5 im Frühjahr (März, April) zur höchsten Aktivitätszeit der Chamäleons gemessen. Gemessen wurden jeweils maximal für das Chamäleon zu erreichende Werte im Habitat.
Jan | Feb | Mär | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez | |
Morgens | 23,2 | 23,4 | 22,0 | 22,1 | 20,5 | 16,0 | 16,3 | 16,5 | 17,4 | 16,7 | 21,2 | - |
Mittags | 25,4 | 25,3 | 24,5 | 22,5 | 20,2 | 16,5 | 16,3 | 17,7 | 18,3 | 18,0 | 21,4 | - |
Abends | 25,5 | 25,1 | 25,0 | 25,3 | 20,8 | 17,2 | 16,1 | 17,0 | 19,6 | 23,0 | 22,0 | - |
Zwischen dem 21. März 2018 und dem 05. Februar 2019 haben wir etwa jeden zweiten Tag Bodentemperaturen im Regenwald von Andasibe und Umgebung (Analamazaotra, Andasibe, V.O.I.M.M.A. und Mitsinjo) gemessen – die Tabelle ist das Ergebnis dieser Messungen. Lediglich im Dezember wurden keine Messungen vorgenommen. Eine ausführliche Besprechung findet sich hier. Insgesamt haben wir 418 Bodentemperaturmessungen durchgeführt und geschätzte 70 verschiedene Stellen in Andasibe und Umgebung in 20 cm Tiefe gemessen.
2023 haben wir zusätzlich zu anderen Klimadaten auch den Luftdruck an den von uns besuchten Orten auf Madagaskar gemessen. Die folgenden Daten stammen von verschiedenen Tagen während der Regenzeit rund um Andasibe. Auf der X-Achse befindet sich die Tages- oder Nachtzeit. Auf Madagaskar beginnt der Tag gegen 6 Uhr, die Nacht bricht bereits um 18 Uhr an. Die Y-Achse zeigt den atmosphärischen Luftdruck in hPa an.
Habitat:
Die folgenden Fotos zeigen Ausschnitte aus dem Habitat von Calumma emelinae zur Regenzeit nahe Moramanga. Es handelt sich hier um ein winziges Regenwald-Fragment, das fast ausschließlich an Sekundärvegetation angrenzt und sehr stark von Abholzung bedroht ist. Die Chamäleons leben jedoch nur innerhalb des intakten Waldes und sind nicht außerhalb an Rändern von Reisfeldern oder ähnlichem zu finden. Calumma emelinae versteckt sich sehr gut in dichtem Gebüsch und lebt gerne weit oben in den Bäumen. Die übrigen Fotos zeigen Ausschnitte aus dem Habitat der Art im Regenwald von Analamazaotra.
Im Folgenden findest du einige 360°-Bilder aus Analamazaotra. Mit der Maus kann man sich darin in alle Richtungen drehen. Wenn man auf das Theta-Logo klickt, öffnen sich die Bilder in vergrößerter Ansicht in einem eigenen Fenster. Dort besteht auch die Möglichkeit, die Bilder im Vollbildmodus auszuführen. Viel Spaß beim Anschauen!
Regenwald im Nationalpark Andasibe-Mantadia, Region Alaotra-Mangoro, Madagaskar, April 2018 – Spherical Image – RICOH THETA
Regenwald im Nationalpark Andasibe-Mantadia, Region Alaotra-Mangoro, Madagaskar, April 2018 – Spherical Image – RICOH THETA
Regenwald im Nationalpark Andasibe-Mantadia, Region Alaotra-Mangoro, Madagaskar, April 2018 – Spherical Image – RICOH THETA