Der Schlupf
Wodurch der Schlupf eines Geleges ausgelöst wird, wird unter Chamäleonhaltern nach wie vor disskutiert. Luftdruckveränderungen wie bei anhaltendem Regen scheinen ein Auslöser zu sein. Je nach Art schlüpfen Gelege nahezu gleichzeitig über wenige Tage verteilt (wie zum Beispiel bei Pantherchamäleons) oder zeitversetzt einer nach dem anderen (wie bei Parsons Chamäleons), was sich manchmal sogar über Wochen ziehen kann.
Der Schlupf kündigt sich meist einen guten Tag vorher schon an. Die Eier fallen plötzlich ein (sie werden kleiner) und kleine Tröpfchen sind auf der Ei-Oberfläche zu sehen. Die Eier „schwitzen“. Innerhalb der nächsten 24 Stunden ritzt das Jungtier mit seinem Eizahn die Eischale von innen an. Der Eizahn ist bei Chamäleons ein winziger, einzelner, nach vorne gerichteter Zahn. Während des Schlupfes bricht der Eizahn meist bereits ab. Nur wer genau hinschaut, kann ihn bei einigen Jungtieren noch beobachten.
Gewöhnlich befinden sich die parallelen Schlitze an den Polen der Eier. Hat das Jungtier mehrere Schlitze geschafft und den Kopf nach draußen gestreckt, macht es in der Regel eine kleine Pause. In dieser Zeit wird ein Teil des Dottersacks resorbiert und das Jungtier stellt sich von der embryonalen Atmung auf die Lungenatmung um. Später arbeitet es sich langsam Stück für Stück aus dem Ei. Der Schlupf ist sehr anstrengend für die Jungtiere.
Schlupfhilfe?
Immer wieder kommt es gerade bei Arten, bei denen es wenig Daten zur erfolgreichen Inkubation der Eier gibt, zu Problemen beim Schlupf. Einzelne Jungtiere schaffen es teils nicht aus dem Ei, oder können die Schale nicht ausreichend anritzen. Dies kann neben einem lebensschwachen Jungtier auch Gründe haben, die in der Inkubation selbst liegen. So gibt es zum Beispiel bei Calumma parsonii parsonii-Eiern immer wieder Probleme mit zu dicken Eischalen nach der unglaublich langen Inkubationszeit.
Ob man „Schlupfhilfe“ leisten möchte und Jungtieren aus der Eischale hilft, muss letztlich jeder für sich entscheiden. Bei seltener gehaltenen Arten, deren Nachzucht für die Fortbestand in der Terraristik wichtig ist und bei denen davon auszugehen ist, dass die Ursachen für die Schlufprobleme suboptimale Inkubationsbedingungen sind, ist Schlupfhilfe durchaus vertretbar. Bei sehr häufig gehaltenen Arten sollte man darauf verzichten.
Grundsätzlich wartet man darauf, dass ein Jungtier sein Ei selbst anritzt. Tut sich dann länger als zwölf Stunden nichts, kann man mit einer stumpfen Schere vorsichtig ein kleines Stück des Eis eröffnen, und den Kopf des Jungtiers von Schleim befreien. Den Rest schaffen die meisten Jungtiere selbst. Manchmal „hilft“ man allerdings nicht, sondern schadet dem jungen Chamäleon mit der gut gemeinten Hilfe eher. Viele Jungtiere machen Pausen beim Schlupf – greift man zu früh ein und holt das Jungtier gar ganz aus dem Ei oder verletzt das Jungtier beim Öffnen der Schale, kann es passieren, dass das Jungtier diese „Hilfe“ nicht überlebt.
Versorgung von Jungtieren mit Dottersack
Frisch geschlüpfte Chamäleons, die noch einen großen Dottersack haben, können noch nicht sofort ins Aufzuchtterrarium gesetzt werden. Damit der Dottersack nicht verletzt wird oder gar abreißt, setzt man sie am besten in mit feuchtem Küchenpapier ausgelegte Boxen. Nach 24 Stunden sollte der Dottersackrest resorbiert worden sein und das Jungtier kann in sein Aufzuchtbecken umziehen. Solange der Dottersack noch vorhanden ist, lebt das Jungtier von den Nährstoffen daraus. Es muss erst selbstständig fressen, wenn der Dottersack vollständig verschwunden ist.