Hier haben wir eine Sammlung an Fragen beantwortet, die wir immer wieder gestellt bekommen. Sollten weitere Fragen hierher passen, freuen wir uns über eine E-Mail. Um direkt zu den Fragen zu springen einfach auf die entsprechende Zeile klicken.
Ich habe ein männliches Pantherchamäleon gekauft. Könnt ihr die Lokalform bestimmen?
Ich habe ein weibliches Pantherchamäleon gekauft. Könnt ihr die Lokalform bestimmen?
Woher habt ihr eure Fotos?
Warum sieht Lokalform XY bei euch anders aus als im Terrarium?
Kann man Pantherchamäleons unterschiedlicher Lokalformen miteinander verpaaren?
Verpaaren sich unterschiedliche Lokalformen untereinander auf Madagaskar?
Kann man an Hand der Bänderung unterscheiden, ob männliche Pantherchamäleons von der Ost- oder Westküste Madagaskars kommen?
Zu welchen Lokalformen gehören Uii, Picasso, Blue Diamond, Ampiskiana, Purple rain, Orana mena…?
Was bedeutet „blue bar“ oder „red bar“ bei Pantherchamäleons der Lokalform Ambilobe?
Was ist der Unterschied zwischen einer Lokalform und einem Farbmorph?
Ich habe ein männliches Pantherchamäleon gekauft. Könnt ihr die Lokalform bestimmen?
Nein. Auch Mischlinge zwischen Lokalformen können „reinen“ Lokalformen sehr ähnlich sehen. Ist man sich unsicher über die Herkunft des eigenen Pantherchamäleons, so sollte man auf eine Zuchtverwendung des entsprechenden Tieres verzichten oder aber die Nachzuchten ausdrücklich als möglicher „Mischling mehrerer Lokalformen“ abgeben. Chamäleonkauf ist auch eine Vertrauenssache, daher können wir von offensichtlich dubiosen Quellen, merkwürdigen Verkäufern und Kauf bei unklaren Informationen über die Lokalform des potenziellen zukünftigen Tieres nur abraten! Einige Lokalformen haben zwar ein sehr charakteristisches Aussehen, eine absolut sichere Bestimmung der Lokalform ohne Herkunftsangaben ist jedoch auch bei diesen Pantherchamäleons nicht möglich. Auch ein Nachkomme aus zwei unterschiedlichen Lokalformen kann mal mehr aussehen wie nur eine davon.
Ich habe ein weibliches Pantherchamäleon gekauft. Könnt ihr die Lokalform bestimmen?
Nein. Es gibt keinerlei Möglichkeiten, ein weibliches Pantherchamäleon der realen Lokalform zuzuordnen, wenn diese nicht bereits beim Kauf bekannt ist. Weder Wangenfarben noch Größe, Körperfärbungen, Rückenkamm oder andere Merkmale helfen bei der eindeutigen Zuordnung zu einer Lokalform. Wir haben bisher auf Madagaskar in allen Habitaten Pantherchamäleon-Weibchen gefunden, die sich extrem ähnelten oder innerhalb weniger hundert Meter Entfernung stark voneinander abwichen. Weibchen zu kaufen ist daher noch größere Vertrauenssache als der Kauf männlicher Tiere. Als Beispiele im Folgenden Fotos diverser Weibchen, die in verschiedenen Verbeitungsgebieten aufgenommen wurden.
Woher habt ihr eure Fotos?
Die Fotos stammen direkt aus dem Habitat der Tiere auf Madagaskar und wurden allesamt von uns selbst aufgenommen. Bei keinem der Fotos in der Rubrik „Chamäleons & Habitatsdaten“ handelt es sich um Tiere aus der Terraristik. Es sind ausnahmslos alles Aufnahmen, die auf Madagaskar vor Ort gemacht wurden.
Warum sieht Lokalform XY bei euch anders aus als im Terrarium?
Bei vielen Lokalformen ist sehr stark anzuzweifeln, dass die importierten Pantherchamäleons jemals der genannten Lokalität entnommen wurden (beispielsweise Nosy Mangabe, Cap Est, Masoala). Meist werden einfach Tiere anderer Lokalformen unter falschem Namen verkauft, um den Preis zu steigern.
Zudem werden für den Export auf Madagaskar bevorzugt besonders farbenfrohe Chamäleons oder Tiere aus leicht zu erreichenden Gegenden entnommen, das heißt das Farbbild der Pantherchamäleons in der Terraristik muss nicht immer den Gegebenheiten auf Madagaskar entsprechen. Bei den Weibchen muss man außerdem dem Exporteur vertrauen, dass das gekaufte Tier tatsächlich vom genannten Herkunftsort stammt, denn erkennen kann man es nicht. Hier kann es durchaus mal zu unbeabsichtigten Vermischungen verschiedener Lokalformen kommen.
Kann man Pantherchamäleons unterschiedlicher Lokalformen miteinander verpaaren?
Selbstverständlich kann man das: Es ist alles die gleiche Art, Furcifer pardalis. Verpaart man wissentlich verschiedene Lokalformen, so sollte dies unserer Meinung nach jedoch beim Verkauf der Nachzuchten unbedingt angegeben werden.
Verpaaren sich unterschiedliche Lokalformen untereinander auf Madagaskar?
Nein, in der Regel nicht. Die meisten Lokalformen sind durch natürliche Barrieren (Flüsse, Seen, Meer, Mangrovengürtel, abgerodete Flächen) voneinander getrennt. Sicherlich kann es aber vereinzelt mal passieren, dass ein Pantherchamäleon weiter wandert als andere und durch Zufall in das Verbreitungsgebiet einer anderen Lokalform gerät. Einen Einfluss auf die Farben eines ganzen Verbreitungsgebietes haben solche einzelnen Pantherchamäleons aber sicher nicht. Die Theorie, dass viele Pantherchamäleons auf Madagaskar von Menschenhand verschleppt werden und sich dadurch Lokalformen mischen oder farblich verändern, teilen wir ausdrücklich nicht. Die meisten Madagassen fassen Chamäleons nicht an, und haben zudem weder Möglichkeiten noch irgendein Interesse daran, die Tiere durch die Gegend zu tragen oder zu fahren. Madagaskar ist nach wie vor ein Entwicklungsland mit einem sehr hohen Grad an Armut. Wir machen jedes Jahr wieder auf Madagaskar die Erfahrung, dass die Menschen dort Chamäleons meiden, und dies hat sich in den letzten Jahrzehnten nicht geändert. Exporteure, die Chamäleons auf Madagaskar fangen und transportieren lassen, haben ebenfalls kein Interesse daran, die eingesammelten Chamäleons an anderer Stelle wieder frei zu lassen.
Kann man an Hand der Bänderung unterscheiden, ob männliche Pantherchamäleons von der Ost- oder Westküste Madagaskars kommen?
Nein. Sowohl U- oder V-förmige seitliche Bänderung als auch Y-förmige Bänderung kommen an beiden Küsten Madagaskars vor. Wir haben auf Madagaskar sogar schon Tiere gefunden, die auf der einen Körperseite ein U, auf der anderen ein Y trugen. Die Idee dieser Unterscheidungsmöglichkeit ist zwar gut und wird sogar in einigen Büchern beschrieben, funktioniert aber praktisch leider nicht.
Zu welchen Lokalformen gehören Uii, Picasso, Blue Diamond, Ampiskiana, Orana Mena, Purple Rain, Blurple…?
„Uii“ war ein Pantherchamäleon-Männchen (Lokalform Ambilobe) einer deutschen Züchterin, die seit 2008 bereits keine Chamäleons mehr hält. Da das Chamäleon im Alter von wenigen Jahren starb, dürfte es heute keine direkten Nachkommen von „Uii“ mehr geben. Die nach ihm benannten „Uii-Linie“ könnten genausogut „Dieter-Linie“ heißen, hätte das hübsche Männchen am Anfang Dieter gehießen. Da aber, wie schon gesagt, keine direkten Söhne des Tiers mehr existieren, ist es eher sinnfrei, Tiere heute noch nach dem Urururgroßvater zu bennenen.
„Picasso“ ist wie viele andere Namen nicht einmal der Name eines bestimmten Tieres, sondern ein Begriff für besonders hübsch gefärbte Pantherchamäleons, der durch einen auf Madagaskar lebenden, inzwischen verstorbenen niederländischen Händler als Exportbezeichnung geprägt wurde. Inzwischen lassen sich unter diesem und anderen erfundenen Namen schlicht altbekannte Lokalformen besser verkaufen. Bei „Blue Diamond“ handelt es sich ebenfalls um einen Verkaufsbegriff für Tiere einer Lokalform, meist Ambanja, die besonder viel Blau zeigen. Genau wie „True Blue“ für manche Pantherchamäleons der Lokalform Nosy Be verwendet wird. Da die Tiere zeit ihres Lebens jedoch auch ihre Färbung stark verändern können, machen solche Bezeichnungen aber eigentlich kaum Sinn. Auch zur Lokalform „Ampiskiana“ existiert kein gleichnamiger Ort, Fluss oder eine sonstige regionale Besonderheit auf Madagaskar. Woher die so vom Exporteur vor ein paar Jahren bezeichneten Tiere stammen, weiß leider bis heute niemand sicher. Der Spitzname „orana mena“ wird immer mal wieder für Pantherchamäleons von Nosy Faly verwendet, bei denen besonders viele rote Punkte den Körper verzieren. Der Begriff stammt aus dem Madagassischen, wobei „orana“ soviel wie „Regen“ bedeutet und „mena“ schlicht „rot“.
Daneben gibt es inzwischen vor allem in den USA einige Züchter, die verschiedenen Lokalformen gezielt auf eine bestimmte Färbung hin mischen und diesen „Farbvarianten“ neue, selbst erfundene Namen geben (so z.B. „Purple Rain“ oder „Ambanja Blurples“). Letztere haben nichts mehr mit den natürlichen Lokalformen der Pantherchamäleons auf Madagaskar zu tun. Ob man diese mag oder nicht, muss jeder selbst entscheiden. Beim Verkauf sollte jedoch klar gesagt werden, dass es sich eben nicht um eine besondere oder neu entdeckte Lokalform, sondern um „Mischlinge“ verschiedener Lokalformen zum Zwecke einer bestimmten Farbintensivierung handelt. Hier wäre der Begriff „Farbmorphe“ angebrachter und passender, denn um natürlich vorkommende Lokalformen handelt es sich dabei nicht mehr. Einen interessanten Beitrag zum Thema der Farbmorphe in den USA gibt es bei iPardalis zu lesen.
Was bedeutet „blue bar“ oder „red bar“ bei Pantherchamäleons der Lokalform Ambilobe?
Diese Bezeichnungen beschreiben lediglich das Aussehen eines bestimmten Tieres („blue bar“ = vorwiegend blaue Bänderung, „red bar“ = vorwiegend rote Bänderung, inzwischen auch „YBBB“ und „RBBB“ für „yellow body, blue bars“ und „red body, blue bars“). Da jedoch Pantherchamäleons dieser Lokalform im gleichen Gelege rote und blaue Bänderungen zeigen können und sogar einzelne Tiere im Laufe ihres Lebens vom einen zum anderen wechseln können, ist die Bezeichnung in unseren Augen purer Unsinn. Es wird leider immer wieder gerade Anfängern in der Pantherchamäleon-Haltung vorgegaukelt, eine der beiden Färbungen sei begehrter, seltener oder habe sonstige verkaufsfördernde Eigenschaften – man kauft aber bei beiden Bezeichnungen letztlich ein Pantherchamäleon der gleichen Lokalform, Ambilobe.
Was ist der Unterschied zwischen einer Lokalform und einem Farbmorph?
Lokalformen sind die natürlichen Farbvarianten männlicher Pantherchamäleons, wie sie auf Madagaskar in der Natur auftreten. Bei Farbmorphen handelt es sich um gezielte Farbzuchten in der Terraristik, also außerhalb Madagaskars. Farbmorphe werden z.B. auf ein besonders leuchtendes Blau am gesamten Körper oder ein anderes bevorzugtes Merkmal gezüchtet. Dazu werden zum Teil reine Lokalformen stark ingezüchtet als auch verschiedene Lokalformen gekreuzt. Die Farben von Farbmorphen existieren so auf Madagaskar in der Wildnis nicht. Daher sollte man auch in der Terraristik diese Farbmorphe keiner Lokalform „zuordnen“. Es sind durch Menschenhand geschaffene Kreationen, eben Farbmorphe, die mit den Lokalformen auf Madagaskar nichts mehr zu tun haben.