Kloakenvorfall

Vorfälle von Geweben, die aus der Kloake hängen und nicht wieder selbstständig zurückgezogen werden können, kommen auch bei Chamäleons vor. Der Fachbegriff lautet Prolaps. Ein Vorfall egal welchen Organs ist immer ein dringender Notfall, der so schnell wie möglich einem reptilienkundigen Tierarzt vorgestellt werden muss!

Erste Hilfe

Bis zur Ankunft beim Tierarzt muss der Vorfall unbedingt feucht und sauber gehalten werden. Das Chamäleon kann dazu in seiner Transportbox auf nasses Küchenpapier gesetzt werden (Vorsicht vor Auskühlung). Zum Befeuchten des vorgefallenen Gewebes eignet sich physiologische Kochsalzlösung, im Notfall auch lauwarmes Leitungswasser, besser eine daraus hergestellte gesättigte Zucker-Wasser-Lösung. Ein Vorfall sollte grundsätzlich nicht „einfach wieder zurückgeschoben“ werden. Hervorgefallenes Gewebe ist „umgestülpt“ und muss in der richtigen Position wieder zurückverlagert werden.

Welche Organe können überhaupt vorfallen?

Als erste kann natürlich die Kloake selbst vorfallen. Auch der Darm kann vorfallen, dies ist der schlechteste Fall. Je mehr Darm vorfällt, desto geringer die Chancen auf ein Überleben. Bei Weibchen kann der Legedarm sich durch die Kloake nach draußen schieben. Männchen haben hinter der Kloake noch zwei Hemipenes-Taschen. Die beiden Hemipenes können ebenfalls über die Kloake vorfallen, sowohl einzeln als auch gleichzeitig. Natürlich können gerade bei Weibchen auch mehrere unterschiedliche Gewebe gleichzeitig vorgefallen sein. Herauszufinden, um welches Gewebe es sich beim betroffenen Chamäleon handelt, ist Aufgabe des Tierarztes.

 Ursachen

Verschiedene Ursachen können zu einem Organvorfall führen. Die Ursachen sollte nach der Behandlung sorgfältig abgeklärt werden, um eine Wiederholung des Geschehens zu vermeiden.

  • Eiablage oder Geburt:
    Weibchen, die bei der Eiablage Probleme haben oder gar in eine Legenot geraten, können auch einen Prolaps bekommen. Sie pressen dabei so stark, um Eier zu legen, dass sie damit auch Kloaken-, Legedarm- oder gar Darmgewebe mit nach draußen befördern. Das gleiche kann auch bei einer Geburt und lebenden Jungtieren passieren.
  • Paarung:
    Bei der Paarung führt das Männchen einen seiner Hemipenes in die Kloake des Weibchens ein. Werden die Tiere bei der Paarung gestört oder reißt sich das Weibchen früher los, kann es zu Verletzungen des Hemipenis kommen, die diesen am Zurückziehen hindern. Auch nach erfolgreicher Paarung kann das Männchen seinen ausgestülpten Hemipenis noch verletzen. Das verletzte Gewebe schwillt schnell an und hindert das Chamäleon daran, den Hemipenis wieder in seine Tasche zurückzuziehen. Männchen setzen auch ohne Weibchen von Zeit zu Zeit Sperma ab.
  • Verstopfung:
    Zu große, teils unverdaute Futtertiere oder einfach zuviel Futter können ein so großes Hindernis darstellen, dass sie nicht normal im Darm weitertransportiert werden können. Der Darm versucht trotzdem, die Kotbestandteile weiterzureichen. Durch das stete Pressen wird Gewebe aus der Kloake hinaus gedrückt.
  • Parasitenbefall:
    Verschiedene Parasiten können Auslöser eines Prolaps sein. Viele davon führen bei schwerem Befall zu einer Entzündung des Darms. Das veränderte Gewebe kann leichter vorfallen, die dazukommenden Schmerzen veranlassen das Chamäleon zum zusätzlichen Pressen.
  • Kalzium-Mangel:
    Kalzium wird auch für die Darmmuskulatur benötigt. Fehlt Kalzium, sinkt der Darmmuskeltonus. Dadurch kann das Gewebe leichter aus der Kloake vorfallen. Bei Metabolic bone disease kann ebenfalls ein Prolaps vorkommen.

Therapie

Der reptilienkundige Tierarzt wird angeschwollenes Gewebe erst vorsichtig zum Abschwellen bringen. Je nach Zustand des Gewebes kann dann ein manueller Reponierungsversuch folgen (eventuell in Narkose), je nach Schwere des Vorfalls wird das Chamäleon auch stationär aufgenommen und überwacht. Gelingt das Zurückverlagern in die korrekte Position, das Gewebe fällt aber immer wieder vor, kann der Tierarzt in Narkose eine Naht um die Kloake legen und das Gewebe so vorläufig am Hervorfallen hindern.

Ist bereits Gewebe abgestorben, muss das Chamäleon operiert werden. Die Prognose für das Gelingen der Operation richtet sich nach dem vorgefallenen Gewebe, dem Zustand desselben und dem Allgemeinbefinden des Chamäleons. Ist z.B. ein großes Stück Darm abgestorben, stehen die Chancen für das Tier sehr schlecht. Kloaken, Legedarm- oder Hemipenisvorfälle dagegen lassen sich in der Regel gut versorgen.

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